Soziologische Perspektiven auf die Corona-Krise – coronasoziologie.blog.wzb.eu
Transkript: Alexander Bogner: Zwischen Virologie und Verschwörungstheorie: Expertise in der Coronakrise
ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.
Music.
In diesem Podcast sammeln wir Vorträge, die im Rahmen eines digitalen Cologquiums zur Koroner Krise entstanden sind. Organisiert wird das,
am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialbranchen und damit herzlich willkommen zur neuen Ausgabe unseres Podcasts, zur soziologischen Perspektiven auf die Corona Krise. Mein Name ist Jan Wetzel, ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftzentrum Berlin für Sozialforschung,
und organisiere das digitale Colocyo mit
Am siebten Oktober zweitausendzwanzig hielt Alexander Bogner einen Vortrag mit dem Titel. Zwischen Virologie und Verschwörungstheorie, Expertise in der Koronakrise
Seine Grundthese ist, dass in der Wissensgesellschaft viele Konflikte als Auseinandersetzungen um das richtige Wissen ausgetragen werden
In diesen Wissenskonflikten so Bogner unterstütze der Primat der Wissenschaft eine Politik der Alternativlosigkeit. Politischer Protest artikuliere sich daher oft als antirationalistisches Ressentiment,
Alternative Fakten stehen alternativloser Politik gegenüber,
Alexander Bogner ist Dozent für Soziologie an der Universität Wien und Senior Scientists an der österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er ist derzeit Vorsitzender der österreichischen Gesellschaft für Soziologie,
Und nun viel Spaß mit dem Vortrag.
Heute beschäftigen wir uns mit der Colona-Krise aus wissenssozialogischer Perspektive und in meinem kurzen Beitrag geht's mir im Wesentlichen um das Argument. Das ist für die Politik und für den politischen Protest einen großen Unterschied macht, ob bestimmte Themen oder Ereignisse
primär als Wissensproblem oder aber als Wertfrage verstanden verhandelt werden, denn.
Wertkonflikte erhöhen die Autonomie der Politik Wissenskonflikte hingegen, priviligieren, wissenschaftliche Argumente und lassen mitunter dann auch äh wie wir es erlebt haben an die rationalistischen Protest laut werden.
Erster Punkt, Corona,
als Wissensproblem. Wenn die Soziologie gefragt wird, in welcher Gesellschaft wir denn eigentlich leben, dann lautet eine der plausibleren Antworten. Wir leben in der
Wissensgesellschaft. Die frühen Wissensgesellschaftstheoretiker hatten dabei vor allem
Stabilisierungswirkung von Wissen im Sinn. Die Durchsetzung eines rationalistischen Weltbilds sorgt dafür, dass die Menschen gleich welcher Klasse Schicht oder
derselben Welt leben. Schließlich beziehen sie sich.
Gleich mit oftmals unterschiedlichen Absichten auf dieselbe von der Wissenschaft entwickelte Infrastruktur an Dingen und Fakten, Relevanzen und Evidenzen.
Das gilt im Übrigen auch für Kontrovers,
In der Businessgesellschaft werden viele Konflikte als Auseinandersetzungen um das richtige Wissen ausgetragen. Beispiele wären etwa der Klimastreit oder die Zehen kontroversen.
Um Pestizide wie Glyphosat.
Oder um Dieselfahrverbote äh um die Gefahren der 5G-Technologie oder der grünen Gentechnik.
Hier stehen Fragen im Vordergrund, wie zum Beispiel, wie hoch ist das Risiko wirklich? Welche Gefahren bestehen für Menschen Umwelt.
Welche Grenzwerte sind eigentlich legitim und welche Schutzmaßnahmen funktionieren denn und so weiter.
In diesem Sinne wurde auch Corona zunächst als ein Wissensproblem verhandelt. Im März dieses Jahres.
Richtete sich der hilfesuchende Blick der vom vier us überraschten Politik sofort auf die medizinische Wissenschaft.
Die maßgeblichen Statements, Interviews und Podcasts kamen von den Biologen, die in der Krise dann fast schon als Popstars gehandelt wurden,
Sie klärten auf über Infektionsrisiken, Verdopplungszeiten und Reproduktionsraten und,
Gut, manchmal widersprachen sie sich auch oder hatten gar keine ähm entsprechenden Daten parat, aber,
im Prinzip lieferten sie der Politik die Argumente und in den Talkshows wurde zunächst nur erklärt und informiert, aber nicht gestritten.
Es ist darum, nur folgerichtig, dass die.
Bildungsministerin mit Blick auf das Verhältnis von Wissenschaft und Politik. Anfang April festhielt, Zitat, wissenschaftliche Erkenntnisse leiten die Politik und leiten uns wie selten zuvor.
Das heißt, der Primat der Wissenschaft,
Beziehungsweise der Medizin unterstützte eine Politik der Alternativlosigkeit. Aufgrund eines weitreichenden Wertekonsenses blieb die Koronakrise darum, in den ersten Wochen eine administrative Krise.
Administrative Krise heißt, es ging vor allem darum, durch Ausgangsbeschränkungen, Versammlungsverbote, die ansteckensrate zu reduzieren, mehr und schnellere Tests zur Verfügung zu stellen, ausreichend Schutzbekleidung, Atemmassen zu organisieren und so weiter.
All das sind natürlich ernste Probleme, aber sie sind nur in Anführungszeichen Verwaltungstechnischer Art.
So eine administrative Politik ist nur dann möglich, wenn Grundsatzfragen außer Streit stehen.
Wenn es mit anderen Worten einen breiten Wertekonsens gibt, denn dann muss man über die richtigen Mittel, aber nicht über den Zweck in unserem Fall Gesundheitsschutz debattiert werden.
Im Fall von Corona entwickte sich aber bald eine Grundsatzkontroverse, um die Verhältnismäßigkeit der politischen Maßnahmen,
Unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Talfahrt kann man als erstes ökonomische Fragen auf die Agenda. Nicht nur das Corona Virus könne tödlich sein, so die Anklage mancher Ökonominnen. Auch Arbeitslosigkeit,
Könne das Leben verkürzen und so wurden bald Korona Todesopfer gegen potenzielle Opfer der globalen Wirtschaftskrise aufgerechnet.
Das heißt, die eigentliche ökonomisch motivierte Kritik.
An den Korona Maßnahmen argumentierte mit den gesundheitlichen Folgen von Wirtschaftskrisen und damit im Rahmen einer Basisunterscheidung, die immer noch der medizinischen Logik folgte.
Noch der Dissens mit anderen Worten bestätigte die Hegemonie jenes Basiswert, nämlich Gesundheitsschutz, der den politischen Krisenmanagement zugrunde lag.
Je länger der Lok dauernd andauerte, desto breiter wurde der Radius relevanter Expertise,
Dies machte deutlich, dass Corona ein vielschichtiges Problem mit ökonomischen, rechtlichen, psychosozialen und politischen Facetten darstellt, dass man nicht allein im Rekurs auf medizinisches Fachwissen lösen kann. Der deutsche Ethikrat,
beispielsweise drängte geradezu darauf, Wertaspekte sichtbar und prominent zu machen.
Ganz im Gegensatz zur Repuldiner, auf die sich die Kanzlerin an Ostern zur Vorbereitung von Lockerungsmaßnahmen berief.
Die Leopold Diner hatte in ihrer dritten Athausstellungnahme.
Mitte April eine Art umfassende Programmatik vorgelegt zu Bildungs und Wirtschaftsfragen, zu soziologischen, psychologischen Aspekten, zur Risikokommunikation und so weiter. Und diese Stellungnahme war arbeitsteilig und ohne Diskussion grundlegender Wertfragen abgefasst worden
Nur so ist zu erklären, dass in dieser Stellungnahme.
Kein Expertendessens kenntlich wurde, dass es für Wertfragen nämlich eher untypisch.
Der deutsche Ethikrat hingegen versuchte bereits in seiner frühen Stellungnahme von Ende März dafür zu sensibilisieren, dass die Corona Krise eine rein enormativer Konflikte heraus beschwört, die keineswegs allein auf basis wissenschaftlicher Naturwissenschaftlicher Grundlage entschieden werden können.
Bald entwickelte sich dennoch im medialen Diskurs ein fundamentaler Wertkonflikt, der mit jeder neuen Cordona Welle wiederkehren wird. Die Grundfragen lauten.
Ist Lebensschutz gegenüber anderen Werten abzuwägen, zum Beispiel mit individuellen Freiheitsrechten oder Partizipationschancen, welche ökonomischen Kosten muss man hinnehmen, um Selektionstraining im Gesundheitswesen zu vermeiden
wie stark dürfen Eltern und Kinder durch Homeoffice beziehungsweise Home Schooling belastet werden und so weiter und so fort.
Ja die solche Wertkonflikte entwickeln, ist es mit dem Charme administrativer Politik vorbei.
Die offene Thematisierung zunehmenden Wertedessen nimmt der Politik jeden Anschein von Sachzwanghaftigkeit. Es bricht die Zeit der politischen Kulturversen an.
Die zunehmende Kritik, an der uneindeutigkeit des Expertenwissens in der zweiten Phase.
Und zwar ohne dass innerhalb der Medizin selbst ein wachsender Dissens zu beobachten gelesen wäre, die erhöhte Sensibilität geben würde im Experten des Selbstwärderer verweist bereits auf eine gesteigerte Distanz der Politik.
Zur Wissenschaft.
Das heißt, im Kontext von Wertekonflikten erhöht sich die Autonomie der Politik und Wissenskonflikten hingegen, lauert immer die Gefahr des Zientismus.
Jetzt will ich zum Schluss nach der.
Skizze dieser beiden Phasen, wenn man's mal so nennen will, Coronas Wissensproblem, beziehungsweise als Werteproblem. Ähm jetzt will ich zum Schluss noch kurz auf die gesteigerte Sichtbarkeit
von Verschwörungstheorien in der Corona Krise eingehen. Und zwar deshalb, weil ich glaube.
Dass es einen engen Zusammenhang zwischen dem wissenschaftlichen Strahl eines Konflikts und diesem Bum von Verschwörungstheorien gibt.
Warum eigentlich?
Na ja, wenn politische Konflikte als Auseinandersetzungen um das richtige Wissen ausgetragen werden, wie im Fall von Corona oder im Klimastreit eben auch,
Wenn also politische Konflikte als Auseinandersetzungen das Bessere oder das richtige Wissen ausgetragen werden, dann muss während solchen Konflikten ernsthaft teilhaben will über ziemlich profundes Wissen verfügen
Wer es nicht schafft oder vielleicht auch gar nicht daran interessiert ist, die eigene normative Position durch den Rekurs auf Expertenwissen abzustützen, für den wird es,
in seinen Konflikten ziemlich eng. Ein Ausweg besteht darin, die etablierte Faktenwelt auf den Kopf zu stellen.
Dies ließ sich im Zuge der Corona Krise ganz gut beobachten. Anlässlich der sogenannten
Hygienedemonstrationen, die am Ende März regelmäßig auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin stattfanden, auf handgemalten Transparenten, beispielsweise zu lesen, dass Korona nicht bedrohlicher sei, als jede andere Grippewelle.
Gegner der fünf G-Technologie sahen in den Funkmasten, die Wahnauslöser der Panemie. Impfgegener interpretierten die Krise als politisches Komplott
um der Bevölkerung die Idee von Zwangsimpfungen plausibel zu machen. Bill Gates steuern wir die Pandemie um einen Impfungen zu verdienen und so weiter und so fort.
Der bunte Verschwörungstheorien lässt sich als ideologische Reaktion auf eine Politik verstehen, die im Einvernehmen mit der Wissenschaft handelte und da im Rahmen eines Wissenskonflikts gar nicht wirkungsvoll zu attackieren war. Alternative Fakten haben ganz offensichtlich Konjunktur.
Wenn Politik als alternativlos erscheint.
So waren die Proteste nicht nur gegen die Politik und ihre Maßnahmen gerichtet, sie hatten immer auch eine antiwissenschaftliche Schlagseite. Es ging ging eine vermeintlich autoritative Instanz, die mittel mittels überlegener Nationalität festzulegen, beansprucht, was real ist.
Rational und politisch geboten ist.
Angesichts der Sonderstellung der Wissenschaft in der Krise entlud sich der Wille zur fundamentalen Opposition, in der Verbreitung von Verschwörungstheorien.
Das heißt, du mit einem gehört's Fazit zu schließen in der Wissensgesellschaft haben wir es mit dem Problem zu tun, das viele Konflikte, die sich.
Letztlich aufs divergierende Werte und Interessen beziehen als Streit um das Wissen aus betragen werden,
Der Streife lagert sich damit auf die ethistemische Ebene und konzentriert sich auf meteorologische Fragen, wie etwa die Zuverlässigkeit von Daten, die Glaubwürdigkeit von Szenarien und Modellen oder auch die Stichhaltigkeit von Grenzwerten und Kennzahlen
Die wirklichen Probleme werden auf diese Weise manchmal gar nicht erreicht.
Bin an dieser Beobachtung etwas daran sein sollte, dann ergeben sich daraus mindestens zwei Probleme. Erstens
primate Wissenschaft ermöglicht eine Politik der Alternativlosigkeit, denn Wissenschaft handelt mit Wahrheit und die Wahrheit, so hat es Hanna Arend formuliert, hat aus Sicht der Politik einen despotischen Charakter.
Die Politik kann sich dem Druck, der aus wissenschaftlichen Tatsachenfeststellungen folgt, kaum entziehen.
Zweitens, eine Politik, die sich aufgrund ihrer Übereinstimmung mit den Expertinnen als alternativlos versteht.
Fördert unter der Hand eine Gegenpolitik der alternativen Fakten. Der gesellschaftliche Druck, die eigene enormative Position durch Rekurs.
Auf Expertinnen Wissen abzustützen, trägt auf Seiten der Protestbewegung zur Mobilisierung esoterischer Gegenexpertise bei.
So realisiert sich dann am Ende die angestrebte politische Emanzipation.
Als eine Emanzipation von den Fakten.
So viel in aller Kürze äh mein kurzer Rundflug durch die Expertise in den Zeiten Corona Krise.
Ganz herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit, für ihr Interesse und natürlich noch viel mehr für ihre Fragen und Kommentare jetzt gleich im Anschluss. Schönen Dank.
Herzlichen Dank auch von mir. Ähm
wie schon gesagt, äh sie können die äh Fragen gerne hier in den äh Chat schreiben und ähm da werde ich sie Herr Bogner stellen. Das sind ähm ein paar schon reingekommen
unter anderem die Frage, ähm ob man von der Wissenschaft als solcher äh reden kann ähm oder ob man nicht schon
innerhalb, ja, der Wissenschaft vielleicht unterschiedliche Disziplinen ähm unterscheiden muss, die ganz unterschiedliche Erkenntnisstile haben. Nicht zuletzt die Soziologie, die ja dann auch irgendwie ihre Position äh in dem wissenschaftlichen Diskurs bekommen hat
gehört er zur Wissenschaft. Gleichzeitig hat sie natürlich einen anderen andere Vielfalt von Stilen äh ähm die durch das Material, durch die Methoden äh bedingt ist, die natürlich andere sind als zum Beispiel äh in der Virologie. Also wie wie muss man da unterschiedliche Disziplinen berücksichtigen,
natürlich kann und muss man unterschiedliche Disziplinen berücksichtigen, unterschiedliche Subdisziplinen, Fachkulturen und so weiter, also die Wissenschaft, das ist klar als
äh Teilsystem der Gesellschaft, die durch hochgradige Binnendifferenzierung betroffen ist. Die Frage ist jetzt nur.
Welche Folgen hat so ein differenzierter Blick oder ein differenzierender Blick für unsere Problemstellung.
Also ich erkenne äh da vielleicht eine Konsequenz, ähm dass man äh feststellt, dass die ähm.
Unterschiedlichen teilweise vielleicht sogar auch inkommensorablen Fachkulturen.
Ähm dazu führen, dass Diskussionen gar nicht ausgetragen werden, sondern gewissermaßen nebeneinander stehen bleiben.
Das könnte dazu führen, dass man dann eben äh nicht eine sozusagen fachübergreifende Problematisierung,
auf der Chornakrise beziehungsweise der politischen Maßnahmen auf den Weg bringt, sondern eher Stellungnahmen wie im Fall der Leopoldiner, ähm wo.
Stehen bleiben ohne dass die Frage gestellt wird, gibt's denn der Energie sich daraus Widersprüche RG können sich daraus Konflikte ergeben, wie müsste man damit umgehen.
Also hier würde ich in eine Perspektive sehen, um diesen disruzierten Blick sozusagen folgenreich werden zu lassen für unser Problem
Ich weiß nicht, ob der oder diejenigen, die die Frage gestellt hat oder einen Kommentar gegeben hat, der da noch andere Konsequenzen sehen würde, ähm das haben sie jetzt nicht verraten. Mhm
Ähm dann ist eine Frage, ähm welche Rolle spielen Medien? Ähm äh Massenmedien äh natürlich bei bei dieser Frage, denn sowohl
quasi eine Überzeichnung von ähm ja von der Gültigkeit, von wissenschaftlicher Wahrheit, ähm die ja in der Wissenschaft auch immer äh ähm ja
diskutier diskutabel ist und falzifiziert werden muss. Ähm als auch in wissenschaftlicher Streit kann ja in Massenmedien überzeichnet werden. Gleichzeitig muss die Politik auch mit Massenmedien arbeiten, also wo äh welche Rolle würden sie da sehen.
In Bezug auf die Medien hatten wir das interessante Phänomen, dass die Wissenschaft selber in Sachen Wissenschaftskommunikativs äh Wissenschaftskommunikation, Entschuldigung.
Sehr stark aktiv geworden ist. Also es sind Birologen, Birologinnen.
Gleich ganz zu anfangen im März schon an die Öffentlichkeit getreten, haben sie haben aufgeklärt und haben immer auch darüber aufgeklärt ähm wie äh möglicherweise auch uneindeutig der Wissensstand war.
Welche Streitpunkte es sich innerhalb des Fachs ergeben und auf welche.
Und dass die Politik, die wir so machen, nicht auf Anweisungen warten dürfen in vielen Fällen, weil eben entsprechende Daten noch gar nicht vorliegen und entsprechende Forschungen noch gar nicht abgeschlossen worden sind. Das heißt, ähm die Corona-Krise war, glaube ich, in Sachen Wissenschaftskommunikation
Ein großer Erfolg insofern, als dass die Wissenschaft.
Oder sagen wir mal, die naturwissenschaften am Anfang oder die Epidemologie, Virologie immer auch über das Funktionieren der Wissenschaft selber aufgeklärt hat.
Das ist glaube ich eine hochgradig vertrauensbildende Maßnahme, denn ähm es es war ja klar, dass die ähm.
Wissenschaft äh keine punktgenauen Rezepte für die Fragen der Politik zu liefern hat, nämlich wie viel Schüler dürfen wir die Klassenzimmer äh stecken, wie ansteckend sind wir
Kinder wirklich und so weiter. Es waren offene Fragen. Am Anfang sind zum Teil immer noch offen. Und ähm da wurde sehr
Stadt klar gemacht. Äh wir können äh wir aus der Wissenschaft können euch nicht alles sagen oder erklären und ähm ihr sind letztlich politische Entscheidungen, die da zu treffen sind, weil Politik und Wissenschaft eben bekanntermaßen zwei getrennte der Teilbereiche sind
Ähm so vielleicht sehr vorläufig meine Antwort. Ähm dann kommt ja eine Frage, ähm die um die Differenz von Wahrheit
ähm sozusagen als Ewiger Wahrheit und als Wahrheit, als vergängliche Wahrheit, die eben äh im wissenschaftlichen Prozess, ähm falsifiziert wird. Ähm wie es dieses ähm Verhältnis, was ja, was ja ganz zentral sind, was vielleicht dann auch ein Missverständnis ist von von Wissenschaft, dass sie, dass sie eben so eine unvergängliche Wahrheit äh äh liefern würde. Äh welche Rolle sp
dieses Verhältnis da für die ja für diese Wissens äh sozialogischen Blick.
Ähm ich glaube und es schließt an die vorherige Frage oder an den Kommentar an. Ich glaube, dass die,
Krise hochquatig klar gemacht hat wie äh Wissenschaft funktioniert. Also im interessierten Publikum oder einen interessierten Teil der Öffentlichkeit äh klar geworden ist, wie Wissenschaft äh funktioniert, dass eben mit ähm
äh dass alle Aussagen auf bestimmten Prämissen basieren, dass ähm äh
dass du das wichtige Ergebnis immer in der Diskussion sind, dass es äh gerade im Corona-Fall wenig kanonisches Wissen gibt, sozusagen Lehrbuchwissen, das so stark
gehangen ist, dass man es sozusagen als unvergängliche Wahrheit bezeichnen könnte. Es äh.
War eigentlich mehr so ein äh na ja Science and the Making, also so ein äh äh Prozess, der der klar gemacht hat, dass.
Natürlich auch, dass es Streit gibt, Auseinandersetzungen über die Interpretation von bestimmten Phänomenen oder von Daten auch innerhalb der Expertenschaft.
Und ähm da glaube ich ist es auch deutlich geworden, dass die Wissenschaft eben ein Unternehmen ist, dass ich.
Na ja, dass die Aufgabe hat, schlechtere Irrtümer durch bessere Irrtümer zu ersetzen und dass die Arbeit der Wissenschaft.
Nämlich nach der Wahrheit zu streben, nie getan ist und wer glaubt, so hat's der Popa schon formuliert, wer glaubt, ähm dass die Arbeit getan ist und wer sozusagen aus dem Geschäft der Faltifizierung aussteigt, der hat eigentlich die Systemwissenschaft verlassen
Ähm es sind äh
äh äh zwei Fragen von Johannes Weiher. Ähm äh nämlich erstens ähm mit der mit dem Hinweis oder der Frage, äh schreibt er erstens finde ich
bislang davon ausgegangen, dass Politik entscheiden kann und muss
wenn die Wissenschaft sich nicht einig ist. Also da vielleicht so ein bisschen die Rolle, wann kommt Politik äh im im Unterschied zur Wissenschaft? Zweitens, äh die Frage ähm äh schreibt der äh gibt es in den USA jede Menge alternative Fakten, aber auch eine Politik, die sich als alternativlos ähm verkauft, also da vielleicht dieses
zusammenspielen? Ähm der erste Punkt ähm äh klar, da äh äh würde ich unbedingt zustimmen, die Automobile Politik erhöht sie im Fall von.
Natürlich unter Deutlichkeit, Konflikthaftigkeit, ähm, also konfigirierten Wissensansprüchen oder auch im Fall von Wert,
Das ist ganz klar. Also der paradigmatische Fall ist äh sind die großen Auseinandersetzungen, um die Biotechnologie vor zehn, zwanzig Jahren, da wurde auch damals der deutsche Integrat gegründet, der hat konferiert, hat Stellungnahmen.
Abgegeben, die immer durch ähm divergierende Positionen gekennzeichnet war und die Politik hat es als Steilvorlage genommen für ihre eigenen Debatten, hat gesagt, na ja, die Experten sind sich nicht einig, können sich auch gar nicht einig sein und jetzt ist die sozusagen der Zeitpunkt
des Genoinpolitischen Handelns und entscheidend äh gekommen und das trägt natürlich auch zur Glaubwürdigkeit äh der Politik bei und letztlich auch zur Glaubwürdigkeit, der Expertinnen
Ähm der zweite Punkt, äh damit zusammenhängend Blick auf die USA, Alternativlose Politik und jede Menge alternative Fakten.
Äh das ist ganz zweifellos so bloß mir ist jetzt nicht ganz klar, in welche Richtung.
Dieser Kommentar geht, das ist jetzt auch ein man merkt da so ein bisschen die Grenzen unseres Mediums könnte man sich zurücktragen.
Lieber Johannes, wie war das gemeint? Mir.
Ist es eine Unterstützung sozusagen meiner Beobachtung oder ist es ein empirischer Gegeneinwand ist mir nicht ganz klar,
dann ähm äh frage ich vielleicht nächste Frage vielleicht, äh Herr Weier, sie können sich auch gerne auch mal anstellen. Falls sie kompliziert wird. Ähm äh haben wir noch ähm eine Frage, die sich auch nochmal mit so einer Differenzierung äh fragt, ob
man nicht äh Virologie äh und Epidemologie in der Qualität der Aussagen unterscheiden muss. Das heißt, eine mathematische Modellierung, die eine andere Form von
Aussagen macht ähm als die ja Molekularbiologie ähm Virologie.
Mit Bezug auf die Wissenschaft oder mit Bezug auf Expertise kann man das machen? Die Frage ist, was sind dann die Schlussfolgerungen daraus für die Politik oder für das Verhältnis von Wissenschaft und Politik? Also hat.
Ist für politisches Entscheiden oder für die politische Debatte einen Unterschied gemacht, ob die EPD-Mologie gesprochen hat oder die Virologie.
Das könnte ich jetzt so gar nicht beantworten, das müsste man tatsächlich empirisch untersuchen, welche äh.
Folgerungen in politischer Hinsicht sich aus der Divergenz dieser Fachkulturen ergeben.
Das ist eigentlich eine interessante Frage. Also.
Das ist mir nicht klar. Vielleicht ähm in der dritten Staffel ähm dann einen Beitrag dazu. Johannes Weiher hat nochmal äh nachgeschoben. Äh äh dein Schlussstatement lautete alternativlose Politik fördert alternative Fakten
wenn ich es richtig verstanden habe, ähm und wie verhält sich das in den USA?
In den USA ist die eine, natürlich haben wir da eine äh sehr viel reichhaltigere.
Ein reichhaltiges Spektrum an Verschwörungstheorien. Wir haben äh die Lehre vom Intelligent Design, die Kreationisten, die vielleicht Bewegung, also das ist ja.
Sagenhaft, was da passiert. Und das ist natürlich auch historisch, wahnsinnig reichhaltig. Es es geht schon na ja spätestens mit der Mondlandung los und um die Frage, ob,
ob das nicht alles im im Filmstudio gepflegt wurde und so weiter. Und und na ja vorher natürlich auch schon mit keine D und den Morder kenne ich. Also das heißt, wir haben eine irrsinnig reichhaltige ähm äh also ihr seht reichhaltiges Spektrum und jetzt zu behaupten, es würden
Verschwörungstheorien nur auf der Basis einer Politik entstehen, die sich als alternativlos begreift.
Würde natürlich der, na ja, der Komplexität der Gesamtlage überhaupt nicht gerecht werden. Ich glaube, das ist unmittelbar wie denn in Wissenschafts.
Lastigen Auseinandersetzungen, glaube ich, dass der äh Zusammenhang so tatsächlich zu beobachten ist. Auch in den USA.
Aber es ist eben nur ein kleiner Ausschnitt und erklärt nicht Verschwörungstheorien an sich oder sehr äh die stärkere Sichtbarkeit von Verschwörungstheorien oder es entstehen von Verschwörungstheorien
Deswegen ist der Hinweis natürlich äh instruktiv ganz klar auf die USA zu schauen, damit man sozusagen nicht die eigenen den eigenen Erklärungsanspruch.
Eck überzieht.
Ähm dann ist auch ähm ein Hinweis auf ähm ja auf eine Wissenschaftskommunikation. Wir hatten das Thema schon so ein bisschen
dass ja wissenschaftliche Kommunikation, wissenschaftliche Studien, auch gerade die Unsicherheit äh immer mit kommunizieren,
welche Fragen bleiben offen, wo sind die Methoden, wo sind ist die Datenlage ungenügend? Und damit ja eigentlich auch für 'ne wissenschaftliche Auseinandersetzung immer schon auch 'ne gewisse Unsicherheit mitgeben, äh, mitgegeben wird
ähm da, wo wo zu darüber zu diskutieren ist, sodass schon im
Innerhalb der wissenschaftlichen Diskussion ähm ja unterschiedliche Alternativen ähm äh da sind, sodass man noch nicht diese Alte eigentlich noch nicht den Sprung zu den alternativen Fakten dann braucht, die sich von diesem Boden schon weg
bewegen. Ähm, ähm, das heißt so 'ne gewisse Vorläufigkeit ist in der wissenschaftlichen Diskussion drin und sie kann auch angeboten werden an die
an die Öffentlichkeit. Äh warum dann trotzdem dieser Zusammenhang zu den alternativen Fakten, also braucht's ja nicht noch eine zusätzliche Erklärung.
Ja, das ist eine gute Frage. Ähm also der Einwand lautet, wenn ich sie richtig verstehe, man kann eigentlich auch innerhalb der Wissenschaft
ganz gut streiten oder die eigenen Zweifel äh sozusagen entsprechend ähm unterfüttern, weil ähm wir es ja mit.
Ähm unandeutigen oder teilweise auch unsicheren äh Wissen zu tun haben. Aber das setzt natürlich voraus, dass ich mich überhaupt.
Auf die Argumentationszwänge und gewissermaßen auf das Etos der Wissenschaft einlasse. Die Leute,
die jetzt behaupten, äh Corona äh weiß ich nicht, sei die Erfindung eines Hundes oder was die ähm äh haben ja das ähm die haben gar nicht den Ehrgeiz. Ähm gewissermaßen im Rahmen der Wissenschaft.
Zu streiten und dann auch vielleicht jenes Wissen.
Für eigene Zwecke zu mobilisieren, das aussichtsreich scheint, um dann äh politische Maßnahmen in Frage zu stellen. Das heißt also, ich würde den ähm
äh den Verschwörungstheoretikern unterstellen, dass die eben genau deswegen Verschwörungstheorien so attraktiv finden, weil ähm die Wissenschaft anstrengend ist,
Das war der Vortrag, den Alexander Bogner in unserem digitalen Kolokium am achten Oktober zweitausendzwanzig gehalten hat. Wir hoffen, sie konnten ein paar Anregungen mitnehmen
Wenn sie mögen, dann abonnieren sie und teilen sie doch gern diesen Podcast alle weiteren Informationen finden sie unter Corona Soziologie Punkt Blog Punkt WCB Punkt EU. Wir danken fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal.