Soziologische Perspektiven auf die Corona-Krise – coronasoziologie.blog.wzb.eu
Transkript: Lisa Suckert: Zeitsoziologische Perspektiven. Die Corona-Krise als Erschütterung des kapitalistischen Zeitregimes
ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.
Music.
In diesem Podcast sammeln wir Vorträge, die im Rahmen eines digitalen Cologriums zur Korona Krise entstanden sind,
Organisiert wird das Koluquium am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozial
Oschen. Und damit herzlich willkommen zur neuen Ausgabe unseres Podcasts zu soziologischen Perspektiven auf die Koruna-Krise. Mein Name ist Michelle Buden, ich bin Studentin, Mitarbeiterin am Wissenschaftzentrum Berlin für Sozialforschung und organisiere das digitale Coloc
mit.
Am vierzehnten Oktober hielt Lisa Sukert einen Vortrag mit dem Titel, zeitsoziologische Perspektiven. Die Koronakrise als Erschütterung des kapitalistischen Zeitregimes.
Lisa Suckert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln.
In ihrer Wirtschaftssoziologischen Forschung setzt sie sich mit den Themen Kapitalismus Zukunftsvorstellung, Konvention und Diskurse,
sowie nachhaltigen Wirtschaften auseinander. Aus einer Zeitsoziologischen Perspektive wird deutlich, dass die Koronakrise nicht nur zu einer Refiguration des Raumes, sondern auch der zeitlichen Ordnung geführt hat.
Die Pandemie macht einen Umgang mit zeit erforderlich, der mit der vorherrschenden kapitalistischen Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft kollidiert.
Stadtbeleunigung und Wachstum gilt es zu verlangsamen und geduldig zu bleiben. Wieder selbst zu leistende Sorgearbeit kostet Zeit, die für Erwerbsarbeit und Konsum fehlt.
Die Vorstellung einer Plan und gestaltbaren Zukunft wird durch radikale Unsicherheit verdrängt.
Kovid erschüttert das kapitalistische Zeitregime. Lässt aber auch dessen Eigenheiten paradoxin und Schwachstellen besonders deutlich hervortreten.
Und nun viel Spaß mit dem Vortrag von Lisa Sukert.
Ähm wir haben in der ersten Staffel hier die unterschiedlichsten soziologischen Perspektiven auf die Koronakrise kennengelernt
Dabei wurde immer wieder die Krise auch als räumliches Phänomen beschrieben. Also da war von einer Refiguration des äh Raumes die Rede
von Öffnung und Schließung. Es wurde über die neue Bedeutung von Grenzen gesprochen, die Eingrenzung von Mobilität.
Es wurde also immer wieder festgestellt, dass die Pandänie die räumliche Ordnung der Gesellschaft und vor allem deren globalisierte Organisation irritiert.
Ich halte das für einen sehr wichtigen Befund, möchte aber meinen Vortrag nutzen, um zu verdeutlichen, dass die Corona-Krise, unsere Gesellschaft nicht nur in der Dimension des Raumes herausfordert, sondern ebenso in der Dimension der Zeit.
Zeitliche Strukturen und Zeitlichkeiten, die unser Zusammenleben normalerweise prägen, werden eben durch diese Krise in Frage gestellt.
Ich möchte die Pandemie also aus einer Zeitsoziologischen Perspektive betrachten,
meine zentrale These dabei lautet, dass die Corona-Krise ein Umgang mit Zeit erforderlich macht,
sich fundamental von dem unterscheidet, was unser kapitalistisches Wirtschaftssystem normalerweise verlang.
Abwarten, verlangsamen, nicht planen können. All das beißt sich mit dem kapitalistischen Zeitregime. Und ich denke, ihr ähm schließt mein Vortrag recht gut an das an, was wir gerade von Klaus Krämer gehört haben.
Die Kronakrise als zeitliches Phänomen ernst zu nehmen kann uns helfen die sozialen und ökonomischen Verwerfungen der Pandemie besser zu verstehen.
Wie sieht aber nun das kapitalistische Zeitregime aus.
Ich kann in diesem knappen Vortrag denke ich nicht die ganze Breite der ähm Zeitsoziologie abbilden. Mir geht es hier eigentlich darum, fünf Merkmale aufzuzeigen, die meiner Meinung nach,
für die zeitliche Ordnung muss Kapitalismus besonders prägend sind, aber natürlich ohne ähm Anspruch auf Vollständigkeit.
Da wäre zunächst die Vermessung und Komodifizierung von Zeit. Die Konstruktion von Zeit als einer abstrakten universellen Größe.
Messbar durch Uhren oder Kalender gilt zum Beispiel bei Elias als eine Voraussetzung ähm für moderne Gesellschaften,
denn nur wenn Zeit eine universelle, das heißt über dieses Team Grenzen hinweg gültige Größe ist, kann es ausdifferenzierten Gesellschaften gelingen, ihre unterschiedlichen Rhythmen zu synchronisieren.
Soziologen, wie beispielsweise Pia Borgue oder Barbara Adans haben aber diese Anonymisierung und Dekontextualisierung von Zeit immer wieder kritisiert
Ähm sie würde die Menschen von ihrer Umwelt entfremden oder andere traditionelle Zeitlogiken verdrängen.
Für den Kapitalismus als ein Kind der Moderne ist die Abstraktion von Zeit,
allerdings essentiell, denn erst wenn Zeit standardisiert, vermessen wird, dann kann man sie gleichsetzen mit dem abstraktesten Medium von allen, dem Geld.
Nur so kann Zeit überhaupt zur Ware werden, nur so lässt sich Zeit überhaupt handeln. Wenn Zeit aber einmal zur Ressource geworden ist, dann muss sie natürlich auch rational vernutzt werden.
Zeitverschwendnis im Kapitalismus, so drückt es schon Weber aus, die schwerste aller Sünden.
Daher gilt es auch die kapitalistisch vernutzbare Zeit sukzessive auszuweiten. Ich spreche hier von zeitlicher Expansion.
Am prägnantesten hat wahrscheinlich Marx den kontinuierlichen Kampf um die Ausweitung der Arbeitszeit im Kapitalismus beschrieben.
Zeitliche Expansion meine ich hier aber auch, dass die kapitalistische Logik auf immer mehr Lebensbereiche ausgedehnt wird und so der Pool an vernutzbarer Zeit vergrößert wird, wie das ähm etwa hellgehende Wotney beschreib.
Freie Zeit wird zum Beispiel zu Konsumzeit
aber auch zeitaufwendige Form als unbezahlte Anstrengung wie Haushaltsführung oder Sorge um Kinder wird komodifiziert. Das heißt in Arbeitszeit transformiert, die dann auf dem Markt angeboten und nachgefragt werden kann.
Insbesondere diese Transformation ermöglicht es wiederum anderen Akteuren.
Sich von solchen Aufgaben freizukaufen, also Zeit zurückzukaufen, die man dann selber in Erwerbsarbeit investieren kann.
Als Folge ist ein immer größerer Anteil menschlicher Lebenszeit, im kapitalistischen Zeitregime ausgesetzt.
Das kapitalistische Zeitregime ist allerdings nicht nur von Expansion, sondern auch von einer Intensivierung der Zeitvernutzung geprägt. Es soll immer mehr in kürzerer Zeit erledigt werden. Wir sprechen hier von Beschleunigung.
Der Kapitalismus tendiert zur Beschleunigung,
weil Wachstumsstreben und Wettbewerb die Akteure dazu anhalten schneller als die Konkurrenz zu sein, nicht stehen zu bleiben. All das in Frage zu stellen und nach neuen Chancen Ausschau zu halten,
wie Mark Zuckerberg das ausdrückt. Dass diese stetige Beschleunigung.
Aber zu psychischen sozialen und politischen Verschleißerscheinungen führt, haben viele sozial viele Zeitsoziologen beschrieben, am eindrücklichsten, wahrscheinlich hat Mut Rosa.
Es lässt sich aber einwenden, dass es gerade dieses stetige Optimieren ist. Der Drang ist in Zukunft schneller und besser zu machen. Der Fortschritt ermöglicht.
Der den Kapitalismus anpassungsfähig macht.
In der Tat erscheint der Kapitalismus als Wirtschaftsordnung die exzessive auf die Zukunft ausgerichtet ist. Die von der Zukunft zehrt.
Der Kapitalismus lebt vom Glauben an eine gestaltbare Zukunft. Das argumentiert immer wieder Head Jens Beckert.
Allerdings ist diese Obsession mit der Zukunft, die so oft zutiefst widersprüchlich.
Ja, der Kapitalismus braucht die offene Zukunft, aber ja, er zwingt die auch beständig Planbarkeit und Regularität auf.
Die Zukunft wird im Kapitalismus gewissermaßen kolonialisiert. Die Menschen eignen sie sich an, indem sie sie verplanen, vorher sagen, kalkulieren und simulieren. Die Zukunft erscheint so oft,
nicht mehr als der offene Horizont, sondern eher als eine To-do-Liste, die es abzuarbeiten gilt.
Schließlich möchte ich noch kurz darauf hinweisen, wie das kapitalistische Zeitregime überhaupt durchgesetzt wird.
Es gibt da vielfältige Formelle und informelle Institutionen, kulturelle Rahmungen und Normen. Diese variieren in den verschiedenen Spielarten des Kapitalismus.
Hierzulande wird das kapitalistische Zeitregime aber zumeist nicht mit Gewalt durchgesetzt. Es basiert im Kern auf Selbstführung.
Individuum können im Prinzip frei über ihre Zeit verfügen.
Tatsächlich wird die zeitliche Autonomie des Einzelnen aber maßgeblich durch die finanziellen Ressourcen, sprich das Kapital bestimmt.
Mit Geld lassen sich viele Prozesse beschleunigen, lässt sich Zeit zurückkaufen, lässt sich die Zukunft offen halten, mit Geld kann man andere zwingen zu warten oder ihre Rhythmen anzupassen.
Die Ungleichheit als ein wesentliches Merkmal kapitalistischer Gesellschaften zeigt sich hier also auch,
als Ungleichheit der zeitlichen Autonomie, das heißt die Fähigkeit über die eigene Zeit bestimmen zu können.
Soweit also die zeitliche Ordnung des Kapitalismus. Wie sieht nun die zeitliche Logik der Pandimie aus? Und wo kollibiert sie mit diesem kapitalistischen Zeitricht? Ich möchte hier,
auf drei Aspekte verweisen, die mir besonders wichtig erscheinen.
Das erste und hier das überschneidet sich sicherlich mit dem Vortrag, den wir gerade gehört haben, ist, dass die Krise,
die als Plan und gestaltbar wahrnehmende Zukunft auflöst und durch radikale Unsicherheit ablöst,
den Akteuren, es ist in der Krise unmöglich, halbwegs auch nur halbwegs plausible Zukunftserwartungen zu formulieren,
Ich denke, wir alle haben erfahren, wie sich unsere Planungshorizonte über Nacht aufgelöst haben, wie wir nur noch in der Gegenwart reagieren und improvisieren können und nicht mehr sagen können, was die nächsten Tage, Wochen oder Monate bringen.
Diese Unplanbarkeit der Zukunft erschwert aber auch die kapialistische Synchronisation mit Lieferketten, die eben nicht nur geographisch sind, sondern immer auch zeitliche Ketten sind, zerbrechen
gängige Praktiken wie Justin Time Produktion funktionieren nicht mehr,
und die abgestimmten Rhythmen von Angebot und Nachfrage geraten aus dem Takt, was wir beispielsweise an leeren Supermarktregalen erkennen können.
Viele Mechanismen, mit denen im Kapitalismus die unsichere Zukunft normalerweise domestiziert wird und zum kalkulierbaren Risiko verklärt wird,
kommen nun an ihre Grenzen. Das gilt zum Beispiel für Prognosen, für Risikoanalysen oder für Versicherungen.
Die Unabwegbarkeit der Zukunft tritt trifft jedoch nicht alle gleichermaßen. Besonders schlimm erwischt es jene.
An die erwartbare Zukunft gebunden sind, weil sie's eben nicht die Ressourcen haben, um flexibel zu bleiben. Also jene beispielsweise
deren Karriere von einem empfindlichen Timing abhängt, weil sie sich am Anfang ihres Berufslebens befinden oder weil sie befristete Verträge haben. Es trifft auch jene.
Die weiterhin Miete und Zinsraten pünktlich zahlen müssen.
Staatliche Hilfsmaßnahmen sind in diesem Kontext der Versuch die Krisenzeit zu überbrücken, den Menschen das Abwarten zu erleichtern, Planbarkeit herzustellen und positive Zukunftserwartungen zu stimulieren.
Wessen Zukunft, aber systemrelevant ist, das haben wir auch gerade nochmal gehört.
Wessen Zukunft schützenswert ist, das ist Gegenstand harter politischer Verteilungskämpfe.
Zweitens hat die Pandi, haben wir doch die Pandemie neue zeitliche Imperative kennengelernt, die von jenen des kapitalistischen Zeitregimes abweichen.
Wachstum wurde auf einmal zum Problem, es sollte nicht mehr gesteigert, sondern abgeschwächt werden. Fleckende Curve.
Dynamiken sollten gebremst werden. Wir wurden gemahnt, geduldig zu sein. Langsamkeit wurde zu einer staatlich verordneten Tugend.
Tatsächlich hat sich die Dynamik des Wirtschaftssystems reduziert.
Handelsströme kam zum Erliegen, Dienstreisen wurden gecancelt und an Grenzen und Apotheken kam es zu langen Warteschlangen.
Überhaupt wurde war und zu einem wichtigen Aspekt der neuen alltäglichen Lebenserfahrung.
Der zentralste Einschnitt in der Wahrnehmung von Zeit war für viele aber sicherlich der Lokdown. Im Lokdown wurde deutlich, wie sehr der Takt unserer modernen Leben von Erwerbsarbeit und Konsum bestimmt ist.
Beides weg, entsteht ein großes, zeitliches Vakuum.
Zeit wurde nun nicht mehr als abstrakte Größe wahrgenommen, sondern als etwas sehr Konkretes.
Einige war das befreiend sie kam in den Genuss Zeit nicht mehr rationalisieren zu müssen sondern auf einmal Zeit zu haben.
Entschleunigung wurde so zur Realität.
Diese Verlangsamung wurde aber natürlich nicht durchwegs positiv erlebt. Suchbegriffe, die den Ausdruck Langweile enthalten waren bei Google im März und April ungefähr viermal so häufig wie in den fünf Jahren zuvor.
Ohne etablierte Zeitstrukturen waren viele plötzlich von der ähm von dieser plötzlichen ähm diesen,
der dem Überfluss an Zeit, der plötzlichen zeitlichen Autonomie, die sie hatten, überfordert.
Und natürlich wurden viele Menschen auch gegen ihren Willen ausgebremst.
Das gilt sicher für die Zeitweise zwölf Millionen Menschen, die ähm in Kurzarbeit waren, für die vielen Selbstständigen, die ihre Arbeitszeit reduzieren mussten und für Menschen, die arbeitslos wurden.
Ihnen fällt Geduld haben sicherlich schwer.
Drittens möchte ich noch kurz darauf eingehen, dass Entschleunigung natürlich nicht daraus resultiert, dass es in der Krise auf einmal mehr Zeit gibt,
Stattdessen hat die Pandemie im Kern eine Umverteilung von Zeitbudgets erzwungen.
Im Logdown hatten zum Beispiel wie die meisten Dienstleistungen und insbesondere haushaltsnahe Dienstleistung nicht stattfinden.
Für viele Menschen ist so eine Infrastruktur zusammengebrochen, mit der sie sich gewöhnlich Zeit zum Arbeiten verschaffen,
ohne Schulen, Kindergärten, Babysitter oder Pflegepersonal, ohne Restaurants, Reinigungen und Putzkräfte wurde vielen bewusst, wie enorm zeitaufwendig, Haushaltsführung und Sorgearbeit eigentlich sind.
In vielen Familien zeigte sich, wie stark die Erwerbsarbeit anderen Lebensbereichen bereist, sie Zeit abgegraben hat und wie fragil die zeitlichen Arrangements sind.
Pandemie hat dazu geführt, dass teils freiwillig teils erzwungen.
Lebensbereichen jenseits von Erwerb und Konsum mehr Zeit zugesprochen wurde. Die kapitalistisch vernutzbare Zeit wurde so reduziert.
Geben einer Umverteilung zwischen Lebensbereichen, zeigt sich auch aber eine zeitliche Umverteilung zwischen sozialen Gruppen, also beispielsweise zwischen den Beschäftigten verschiedener Branchen.
Während die Industrie oftmals Kurzarbeit anmeldete,
da die Zeit nicht mehr mit Arbeit gefüllt werden konnte, wurden an wurde in anderen Bereichen die Zeit knapp.
Personal in Krankenhäusern, Heimen, Reinigungskräfte, Erntehälfte oder Logistikdienstleister, angestellt in Supermärkten. Für sie alle bedeutete Corona eine weitere Intensivierung ihrer Arbeitszeit, eine weitere Beschleunigung.
Paradox erscheint, dass seit langem gerade in diesen nunmehr als systemrelevant bezeichneten Bereichen die Zeit besonders regide vermessen und optimiert wird.
Dass gerade hier der kapitalistischen Maxime folgend sämtliche Zeitpuffer bereits wegrationalisiert sind.
Der zusätzliche Zeitaufwand, den die Krise erforderlich machte, war daher oft kaum zu bewältigen.
Insgesamt lässt sich also konstatieren, dass die Pandemieeindämmung mit der zeitlichen Ordnung des Kapitalismus kollidiert.
Die Krise macht eine Aneignung der Zukunft nahezu unmöglich.
Sie erzwingt eine Umverteilung von Zeitbudgets, die vor allem auf der Makro-Ebene zu einer Verlangsamung des Wirtschaftssystems und einer Dekomodifizierung von Zeit führt.
Die aber auch von den Individuen Geduld verlangt und die rationale Vernutzung von Zeit begrenzt.
Es deutet sich zudem an, dass diese Friktion zwischen kapitalistischem Zeitregime und zeitlicher Logik der Pandemie.
Bestehende Ungleichheiten verschärft, nicht zuletzt hinsichtlich der zeitlichen Autonomie.
An dieses Zwischenfass sitzt schließen sich zahlreiche weiterführende Fragen an. Etwa nach der genauen sozialen Strukturiertheit der beschrieben zeitlichen Verwerfungen,
wer welche Milieus sind von Unsicherheit der Zukunft, von Verlangsamung oder Umverteilung von Zeitbudgets besonders betroffen.
Auch erscheint interessant, ob die Krise tatsächlich.
Eine anhalte, zeitliche Reorganisation des kapitalistischen Systems bewirkt. Inwieweit beispielsweise neue, zeitliche Puffer institutionalisiert werden.
Und schließlich lässt sich auch hier nach der Rolle des Staats fragen, der auch in dieser Krise dem Kapitalismus Zeit kauft.
Aber eine nachhaltigere Ausrichtung des kapitalistischen Zeitregimes fördern oder gar einfordern könnte.
Auch wenn Prognosen besonders in diesen Zeiten heikel sind.
Denke ich, wir müssen davon ausgehen, dass die Aufarbeitung der Pandemie unserer Gesellschaft und damit die Soziologie noch eine ganze Weile beschäftigen wird.
Eine Zeitsoziologische Perspektive, insbesondere auf die ökonomischen Prozesse kann aber denke ich helfen, die Verwerfungen, die es nun zu analysieren gilt,
besser zu verstehen. Vielen Dank. Vielen herzlichen Dank an sie, Frau Suckert für die spannende, neue Perspektive,
Daran anschließend ähm knüpft auch tatsächlich die erste Frage, die im Chat gestellt wurde. Ähm da wird gefragt, das ist ja dieses ähm Sprichwort gibt, Zeit ist Geld. Ähm wie sie das denn sehen würden,
ob in Zeit in der Krise an Wert verloren hat,
weil sie für viel größeren ähm Umfang, also im viel größeren Umfang verfügbar geworden verfügbar geworden ist. Ähm Stichwort Langeweile, was sie am Anfang der Pandemie erwähnt haben
Oder hat sie vielleicht nicht eher an Wert gewonnen, weil man sich derzeit wieder bewusster wurde, die man für andere Dinge investieren kann.
Ja ähm ich denke da ist ganz wichtig zu sehen.
Dass das keine gleichförmigen Prozesse sind.
Sondern dass das in unterschiedlichen Milieus unterschiedlichen Schichten, unterschiedlichen Branchen sehr unterschiedlich ist,
Also wir haben in der Krise für manche eine Entschleunigung, aber für manche auch eine Beschleunigung. Das bedeutet.
Bedeutet die Zeit für manche ist kostbarer geworden. Andere hatten sie im Überfluss. Also ich denke, man kann das nicht generalisierend sagen. Ich glaube, was mir hier wichtig wäre, zu betonen ist, dass diese Krise eben zu Umverteilungen führt
und zu Umbrüchen in der zeitlichen Ordnung
und diese Sehnarbeiten verschiedenen sozialen Bereichen unterschiedlich aus. In verschiedenen wirtschaftlichen Bereichen unterschiedlich aus. Ähm es hat sich aber denke ich prinzipiell
nichts daran geändert, dass Zeit Geld ist, also mit Geld aufgewogen werden kann. Nur der Wechselkurs, wenn man so will
der hat sich in verschiedenen Bereichen geändert. Dann kommt noch eine Nachfrage zum
Thema, ob die Zeit wirklich erschüttert wurde oder ob es nicht eher sozusagen bestätigt wurde, die Bruchstellenparadoxien, die sich schon,
Zeit eigentlich abgezeichnet haben im kapitalistischen System und die jetzt sozusagen nur sichtbar geworden sind, ob sie das sozusagen nochmal ein bisschen ähm hervorheben könnten, ob es sozusagen durch die Zeitverdichtung in Familien und Kinderbetreuung
ökonomisches, ausweichen
auf Plattform, Ökonomien und durch Beschleunigung et cetera, also ob sozusagen es wirklich eine Erschütterung ist,
dass Zeitregimes, die durch den Kapital äh also durch die ähm Pandemie vonschatten gegangen ist oder ob es nicht schon vorher ersichtlich war, dass es irgendwann dazu kommen könnte.
Ich glaube, das schließt sich nicht gegenseitig aus. Also wir sehen schon, dass die ähm Eindämmung der Pandemie ein Umgang mit Zeit eben hier erforderlich macht, der immer wieder dem widerspricht, was eben eigentlich der Kapitalismus
braucht. Also wie, wie Klaus Thema auch dargestellt hat, die
als gestaltbar und offen ähm die zu die Zukunft, die planbar, aber gestaltbar ist, also offen, aber gestaltbar, ähm die auf einmal diese Zukunftserwartungen sind, äh sind äh nicht mehr da.
Und ebenso die Beschleunigung und die Entschleunigung, solche Sachen. Also da ist das tatsächlich ein ein eine andere Form von Zeitlichkeit
gefordert, aber natürlich macht gerade das die Karedoxin des kapitalistischen Zeitregimes besonders gut sichtbar, ähm weil natürlich die Art und Weise wie beispielsweise,
Familien ihre Zeit planen müssen,
alles auf Kante genäht ist und in dem Moment, wo das erschüttert wird, sehen wir noch viel mehr, was da eigentlich im Argen liegt,
genauso dass die Zukunft natürlich an für sich immer unsicher ist und dass man sich sozusagen nur darin wehnt, dass quer alles ankalkulierbares Risiko. Das ähm Prognosen natürlich,
eigentlich fast nie zutreffend. All sowas wird jetzt natürlich sichtbar. Also ich denke, es ist eine Erschütterung, aber ja, gerade in dieser Erschütterung
wo die Probleme, wo die Paradoxin, dieses Zeitregimes denn eigentlich liegen.
Daran anknüpfend auch die Frage, ob sie sozusagen die Erschütterung des Zeitregimes als etwas nachhaltiges ansehen würden
oder ob die kapitalistische Zeitordnung zu einem Unormel oder zu dem generellen Normel zurückkehrt, vielleicht wenn die Pandinien wiedergegangen ist. Gute Frage, natürlich auch eine sehr schwierige, also bei Prognosen habe ich ja gesagt, sind sind ähm,
immer kritisch. Ich denke, ähm auch das wird so ein bisschen teils, teils sein. Ich denke, dass viele neue, zeitliche Praktiken,
manche von uns nun erleben, also dass man zum Beispiel die Zeit zum Pendeln sparen kann, das flexiblere Arbeiten in manchen Bereichen möglich ist ähm,
auch solche Sachen wie das in manchen Ländern nun Elternzeiten eingeführt werden und sowas. Das da vielleicht schon das ein oder andere hängen bleibt, aber ich glaube insgesamt braucht man sich nicht der Illusion hingeben, dass jetzt einfach so einer Tür
wüg sich sozusagen das kapitalistische Zeitregime da irgendwie auf,
geweicht wird. Und in vielen Branchen und für viele, die eben nicht so privilegiert sind, wie vielleicht auch die, die jetzt hier gerade zuschauen. Ähm,
für diese Krise natürlich eigentlich auch zu einer Verschärfung ähm des Zeitregimes,
Also auch da wieder ähm man muss genau hinschauen, aber ich denke, es ist am Ende eine empirische Frage, die wir erst in äh geraumer Zeit tatsächlich ähm beantworten werden können.
Ja, vielen Dank. Dann kam noch die Frage, ähm inwiefern das, also das digitale Arbeiten hat.
In der Paninia stark zugenommen und inwiefern das digitale Arbeiten vielleicht auch noch zu einer neueren oder einer erweiterten Beschleunigung des kapitalistischen Systems führen kann. Dadurch, dass ähm,
Berufswege et cetera eingespart werden können und ähnliches.
Mhm. Danke. Ähm ja, also ich denke, dass diese Krise auf jeden Fall mit einem Digitalisierungsschub verbunden ist in einigen Bereichen und dass natürlich digitale Technologien.
Auch unser Zeitmanagement ähm verändern können. Ich denke, was hier aber wichtig ist, zu verstehen
ist das Technologie im Allgemeinen und digitale Technologie im speziellen nicht per se zu einer Beschleunigung führen müssen. Also da gibt es ähm sehr gute Arbeiten beispielsweise von Julie Weikman von der LSI dazu, dass
auch digitale Technologien, sowohl zur Entschleunigung, auch als zur Beschleunigung eingesetzt werden können. Und ähm.
Von daher, das ist nicht per se eine Beschleunigung, die da stattfindet, aber es kommt eben drauf an
wie das dann umgesetzt wird und wie wir das leben auch wie wir jetzt sozusagen für
Unser Recht auf Feierabend und solche Sachen auch kämpfen in gewisser Art und Weise. Also dieses flexible Arbeiten von zu Hause mit digitaler Technologien kann zu beiden führen. Es kann uns tatsächlich helfen flexibler auch
mit anderen Lebensbereichen ähm da irgendwie eine Balance zu finden. Es kann aber auch dazu führen, dass wir einfach massiv mehr arbeiten. Aber das liegt nicht an der Technologie selbst, sondern ähm,
an den an den sozialen Strukturen, die bestimmen wie Technologie überhaupt genutzt werden kann,
Und würden sie dann sagen, dass sozusagen Menschen neue Skills benötigen
Zum Beispiel, dass sie lernen mit ihrer eigenen Zeit besser zu Haushalten und ähnlichen und auch die Grenzziehung wieder besser ähm vonstatten gehen muss, die ja
relativ schwierig ist, wenn man ähm seinen Arbeitsbereich ins Private verschiebt sozusagen würden sie sagen, dass es da auch Unterschiede unter sozialen Gruppen
geben kann in dem Bereich. Viele können ja auch gar nicht im Homeoffice arbeiten. Ja, natürlich, also das ist ähm das ist äh glaube ich ein
doch recht überschaubarer Bereich von Berufen, die tatsächlich im Homeoffice ausgeführt werden kann. Das vergisst man vielleicht immer so ein bisschen, wenn man doch in einem Beruf ist, wo eben einfach auch ähm.
Sehr viel geht. Ähm na ja, es ist auch so, dass dass natürlich ein
Ansatz ist zu sagen jetzt, na ja Leute, ihr müsst jetzt euer Zeitmanagement besser lernen und die Individuen sind dafür verantwortlich, dass sie da irgendwie die Balance hinkriegen. Es gib
aber natürlich auch die äh die andere Art und Weise, wie man das handhaben kann, dass sowas tatsächlich reguliert wird, dass es da ähm Gesetzgebung geben kann
auch arbeiten auch bearbeiten zu Hause sicherstellt, dass anderen Lebensbereichen genügend Zeit bleiben
Also ich bin da etwas skeptisch, da sozusagen die ganze Verantwortung auf das Individuum zu verschieben und zu sagen, na ja
jetzt neue Skills und lernt mit eurer Zeit umzugehen. Ähm ich denke,
ja das kann man schon bei Marx nachlesen, dass da äh das äh problematisch sein kann
Was denken sie denn, wie die Verteilungskämpfe in Zukunft um Zeit ausgehen werden? Geht es eher darum, dass
Systemrelevant, Rufe mehr Zeit zur Verfügung gestellt bekommen und äh vielleicht auch etwas Positives aus der Krise mitgenommen wird im Sinne von, dass die
Zeit, die man mit der Familie verbringt, ähnliches
höher ähm gewertet wird als die Arbeitszeit oder ähm könnten da auch äh Diskrepanzen entstehen. Was denken sie, wie die Verteilungskämpfe vonstatten gehen werden.
Ich denke persönlich, dass diese Krise, die Verteilungskämpfe äh nicht wahnsinnig beeinflusst. Also man hat jetzt natürlich so einen Moment gehabt, wo man gesagt hat, das sind Systemrelevante Berufe
da ist zu wenig Zeit vorhanden, die brauchen mehr Zeit. Ähm, aber das ist ja nichts, was man vorher nicht auch schon gewusst hätte
Also ich sehe da nicht irgendwie ein ein fundamentales Umdenken, ich mein die Gewerkschaften streiken derzeit auch gerade.
Auch im Hinblick auf viele dieser systemrelevanten Berufe und wir werden sehen was dabei am Ende rumkommt. Also ich bin da.
Bin da eher skeptisch. Das war der Vortrag, den dieser Supert in unserem digitalen Golocium am vierzehnten Oktober gehalten hat. Wir hoffen, sie konnten ein paar Anregungen mitnehmen.
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