Soziologische Perspektiven auf die Corona-Krise – coronasoziologie.blog.wzb.eu

Transkript: Sebastian Moser und Tobias Schlechtriemen: Sozialfiguren der Corona-Pandemie

ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.


Music.
In diesem Podcast sammeln wir Vorträge, die im Rahmen eines digitalen Kolloquiums zur Corona-Krise entstanden sind.
Organisiert wird das Kolloquium am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
Und damit herzlich willkommen zur neuen Ausgabe unseres Podcasts zur soziologischen Perspektiven auf die Corona-Krise.
Mein Name ist Jan Gehrmann, ich bin studentischer Mitarbeiter am Institut für Soziologie der LMU München und organisiere das digitale Kolloquium mit.
Am vierundzwanzigsten Februar hielten Sebastian Moser und Tobias Schlechtriemen einen Vortrag zu den Sozialfiguren der Pandemie.
Sebastian Moser ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Soziologie Tübingen,
Tobias Schlechtriemen ist akademische Rat im Institut für Soziologie der Universität Freiburg und war im vergangenen Jahr Research Fellow und Kulturwissenschaftlichen Institut Essen.
In dem Vortrag stellen Sebastian Moser und Tobias Schlechtriemen eine Untersuchung der gesellschaftlichen Kommunikation über die Corona-Krise vor. Dabei interessieren sie sich für eine spezifische Kommunikationsform.
Prägende Figuren stehen Zentrum der Erzählungen über die Krise.
Diese bezeichnen die Vortragen als Sozialfiguren. So lassen sich verschiedene Ebenen diese Sozialfiguren im Verlauf der Panini erkennen.
So standen am Anfang der Pannen wie der Hamsterkäufer und die Fensterklatscher, es folgten die Virologe, die Risikogruppen und der Massenverweigerer.
Es lassen sich ja sozusagen sich gerade an diesen Figuren die gesellschaftlichen Erfahrungs- und Problemlagen der Panimie ablesen.
Und nun viel Spaß mit dem Vortrag von Sebastian Moser und Tobias Schlechtgrün. Vielen Dank Herr German für die Vorstellung
und vielen Dank an auch an Frau Almendinger und Herrn Nassi, sowie das gesamte Team des WZBs beziehungsweise der München-Berlin-Achse, wie ich jetzt gelernt habe für die Möglichkeit, hier die Sozialfiguren der Coronapanemie vorstellen zu können
Für uns ist es auch deshalb etwas besonderes, weil wir unsere gemeinsame Arbeit am Sozialfigurenkonzept am WZB genauer im Rahmen des Kooperationsprojekts Changing Societies zwischen der FMS Asche in Paris und dem WZB begonnen haben
es ist also ein wenig so, als würden wir die Früchte wieder zurücktragen.
Was wir ihnen heute präsentieren möchten, ist eine Untersuchung der gesellschaftlichen Kommunikation über die Koronakrise
Dabei interessieren wir uns für eine spezifische Kommunikationsform, nämlich für die prägenden Figuren, die in den Erzählungen über die Koronakrise auftauchen
Diese bezeichnen wir eben als Sozialfiguren.
Was Sozialfiguren sind, wie sie funktionieren und welche davon im Rahmen der Corona-Krise aufgetreten sind, stellen wir ihnen anhand einer Blockreihe vor, die wir gemeinsam mit dem schon erwähnten Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen
herausgegeben haben.
Die Kooperation mit dem KWI und das Format des Blogs haben es uns ermöglicht, zum einen die Frage nach den Sozialfiguren aus einer interdisziplinären Perspektive zu betrachten.
Zum anderen forderte das Format der Blogbeiträge ein anderes als das klassisch wissenschaftliche Schreiben und eröffnete damit zugleich einen experimentierraum,
für neue Schreibformen.
Wie für einen direkteren Anschluss an öffentliche Diskussionen, was uns gerade für den sozialfigurativen Ansatz besonders geeignet erscheint.
Bevor wir ihnen einige Sozialfiguren und unsere Erkenntnisse dazu vorstellen, sei noch der Ausgangspunkt für unsere Auseinandersetzung mit dem Konzept der Sozialfigur genannt.
Am Anfang stand zunächst einmal die Beobachtung, dass in vielen soziologischen Texten der Terminos Sozialfigur immer wieder fällt
und dass gerade im Gegenmartsdiagnostischen Beschreibung häufig Figuren auftauchen, die durchaus als Sozialfiguren verstanden werden können.
Denken sie etwa an Nails Andersons Hobo, an Siegfried Krakauers, Angestellte oder Richard Sennets flexiblen Menschen.
Trotz dieser Präsenz wurde der Umgang
mit Sozialfiguren in der Soziologie bislang noch wenig theoretisch reflektiert und methodologisch vertieft. Vor diesem Hintergrund haben wir zweitausendachtzehn dazu einen ersten Artikel in der Zeitschrift für Soziologie publiziert.
Wir können an dieser Stelle nicht genauer auf die Verordnung des Sozialfigurenkonzepts in der soziologischen Debatte eingehen
Aber zumindest auf zwei ihrer Eigenschaften wollen wir verweisen.
Erstens treten Sozialfiguren bevorzugt in Krisenzeiten in gesellschaftlichen Umbruchs oder Zwischenzeiten auf,
In diesen Phasen intensivierten sozialen Wandels wird zweitens über die neuen Erfahrungen, die die Menschen machen und die Fragen und Probleme, die damit einhergehen, bevorzugt in figurativer Form kommuniziert.
Sozialfiguren verkörpern also auf anschauliche Weise das, was die Menschen gegenwärtig umtreibt.
Die Panemie stellt nun eine solche gesellschaftliche Umbruchssituation dar und mit ihr kamen auch die Sozialfiguren.
Zwölf von ihnen haben wir in der Blog Reihe vorgestellt.
Seit Mitte November bis zu dieser Woche wurde jeden jede Woche erneut ein Beitrag zu einer Sozialfigur veröffentlicht, was überhaupt nur durch die großartige Unterstützung des Teams vom KWI möglich war.
Die achtzehn mitwirkenden Autorinnen kommen aus der Soziologie, aus den Literatur und Kulturwissenschaften sowie der Kunstgeschichte.
Wenn ich jetzt einige erste Figuren aufrufe
werden sie in den Figuren Beschreibungen sicherlich Themen und Motive wiederfinden, die sie aus ihrer Forschung bereits kennen und als Soziologin als Zei
Genossinnen zugleich werden ihnen diese Figuren sicherlich bekannt vorkommen
Denn um in die Reihe aufgenommen zu werden, sollten die Figuren in jedem Fall einen Bezug zur Corona-Krise und eine Präsenz in der öffentlichen Debatte aufweisen.
Mit den ersten Erkrankungen an dem damals in Deutschland noch neuartigen Corona-Virus Ende Januar des letzten Jahres.
Betrat auch eine Sozialfigur, die öffentliche Bühne. Patientin oder Patient null.
Geschlechtlich ist diese Figur nicht festgelegt. Eine chinesische Mitarbeiterin hatte einige Kolleginnen im bayrischen Unternehmen Webasto angesteckt.
Der Spiegel beschrieb dies als die unglückliche Reise von Patientin null.
Bei diesem Lokal begrenzten Ausbruch ließen sich die Ansteckungsketten noch nachvollziehen und somit auch ein Ursprungsort oder ein Ausgangspunkt markieren.
Denn mit dieser Sozialfigur wird nach dem Ursprung der Krankheit gefragt.
Zunächst in Italien und dann in immer mehr europäischen Ländern geriet das Infektionsgeschehen jedoch außer Kontrolle und Patient null fungierte als verzweifelt Gesuchte, aber meines unerreichbare Zielfigur.
Diese wechselte stattdessen auf eine globale Ebene. Hier ist es der chinesische Fischhändler
auf dem Wildtiermarkt in Wuhan, der als Ausgangspunkt ausgemacht wird, wie es etwa der Leitartikel des Spiegel vom neunten Mai nahelegt.
Der historische Vergleich zeigt
dass in den gesellschaftlichen Narrativen über Epidemien immer wieder solche Figuren auftauchen, die mit dem Ausbruch in Verbindung gebracht werden.
Außerdem kommen sie in der Regel von außen, werden als Fremde wahrgenommen und ihnen wird oftmals die Schuld für die Ausbreitung der Krankheit zugeschrieben.
Mit den Änderungen, die der erste Logdown für die häusliche Sorgearbeit und die Verlagerung des Berufslebens ins Homeoffice mit sich brachten, tauchte eine weitere Sozialfigur auf.
So wird sie von den Autorinnen in ihrem Beitrag getauft.
Die Kinder beim Home Schooling betreuend und gleichzeitig im Homeoffice arbeitend lenkte diese Figur die Aufmerksamkeit auf die Relevanz und gleichzeitig die mangelnde Anerkennung
der häuslichen Kehrarbeit sowie die retraditionalisierung der Geschlechterrollen, die im Zuge der Ausnahmesituation stattfand.
Ebenfalls familiäre Positionen besetzen.
Die Corona Kinder, die mal als bedrohliche Supersprader mal als verlorene Generation besprochen wurden.
Und der Landesvater.
Dessen auftreten, Julika Grimm in ihrem Text als geschlechterpolitische Zitat, Butterfahrt zurück in die Fünfziger und frühen Sechzigerjahre beschreibt.
Dazu kommen der Virologe
der Maskenverweigerer die Risikogruppe der Alten, der Verschwörungstheoretiker, der Absager, die Fensterklatscher, das Virus, die Corona App.
Sie komplettieren unsere Figurensammlung.
Die natürlich nicht annähernd vollständig ist und auch nicht sein kann, weil sich mit dem Verlauf der Pandemie auch das Figuren-Tableau immer wieder ändert.
Ja zunächst kann man sagen, dass äh Sozialfiguren umkämpft sind, äh das belegen vor allen Dingen die starken Affekte, die sie auslösen.
Die emotionale Bewertung ist dabei häufig diametral entgegengesetzt. Konkret lässt sich das an einigen Beispielen zeigen, also der Maskenverweigerer beispielsweise ist für die einen der Schurke oder ähnlich wie der Hamsterkäufer der unsolidarische Bürger.
Für die anderen handelt es sich um einen Kämpfer für Freiheitsrechte. Der Verschwörungstheoretiker der einen ist der Durchblicker der anderen.
Für die einen ist der Virologe, das haben wir ja schon gesehen, der Superheld, der uns alle letztendlich retten wird. Und für die anderen ist er die rechte Hand eines Überwachungsstaates.
Die Sozialfiguren liefern also ein Tableau, der äh zirkulierenden moralischen Urteile, mit denen sich die Gesellschaftsmitglieder derzeit ein Bild vom anderen machen.
Diese Moralisierung sind zugleich Ausdruck von Klassifikationskämpfen, die sich in ein und derselben Figur verdichten.
In Bezug auf diese Klassifikationskämpfe muss man äh jedoch äh zwischen einer Innenseite und einer Außen
Perspektive unterscheiden. Als jüngerer Mensch beispielsweise höre ich, was Bergboroner Jugend unterstellt wird als eine Fremdbeschreibung, die aber grundsätzlich nichts mit meiner Selbstbeschreibung zu tun haben muss.
Auch die Alten als Risikogruppe werden selten selbst gefragt, sondern werden vor allem als Opfer dargestellt.
Für das Auseinandertreten von Fremd- und Selbstbeschreibung waren die Pflegekräfte ein sehr instruktives Beispiel.
Jeder von ihnen erinnert sich äh vielleicht noch an den Beginn der Pandemie als allabendlich von Balkonen oder an Fenstern geklatscht wurde,
um den systemrelevanten auch eine Figur, also den Pflegekräften den Supermarktangestellten, den Lieferanten für ihre Arbeit zu danken.
Wir wollen zwar nicht unterstellen, dass äh alle Systemrelevanten dem Klatschen negativ gegenüber gestanden hätten. Ähm allerdings waren es vor allen Dingen vereinzelte Pflegekräfte, die unter anderem vermittelt über die Kanäle
der sozialen Medien diese aus ihrer Sicht unpassende Anerkennungsform zurückgewiesen haben.
Euren Applaus könnt ihr euch sonst wohin stecken, war eine recht plakative Äußerung dazu.
Die Tätigkeiten, die zu Beginn der Krise in Krankenhäusern und vor allen Dingen auf Intensivstationen geleistet wurden, durften der Ansicht der
Pflegekräfte nach, nicht als eine außergewöhnliche Leistung beklatscht werden, denn diese Leistungen werden letztendlich dauerhaft erbracht.
Das Klatschen unter Grabe eine notwendige Diskussion über die Missstände im Gesundheitssystem.
Die Pflegekräfte positionierten sich also gegen das fremd zugeschriebene Bild der systemrelevanten, der Corona-Helden
berücksichtigten dabei wiederum aber nicht, dass das Klatschen auch den Sinn eines allabendlichen Vergemeinschaftungsrituals hatte,
Der Klatscher ist trotz wiederkehrender, harter Lokdowns aus dem andemischen Alltag verschwunden
und somit illustriert diese Figurenkonstellation recht eindrücklich, dass die Gestaltungsspielräume auf die öffentliche Wahrnehmung der eigenen Figur.
Sehr ungleich verteilt sind.
Was lässt sich außerdem äh an den Korona Sozialfiguren ablesen? Einige Figuren drücken,
Das hatte äh Tobias Schlechtrin ja schon gesagt, äh eine Tendenz zur Retraditionalisierung aus. Das ist vermutlich in Zeiten der Verunsicherung
üblich. Diese Figuren kommen, so könnte man sagen, die Funktion eines Identitätsankers zu
Gerade im Feld des politischen, konnte die Figur des Landesvaters äh begutachtet werden, hier
wurde einerseits nach dem Verantwortlichen dem sich um seine Kinder kümmerten, Patriarchen gefragt, andererseits wurde dieser auch als eine
angemessene Krisenmanagementfigur zur Inszenierung gebracht, wenn sie beispielsweise an Markus Söder.
Schloss denken, wo er Angela Merkel empfangen hat.
Die häusliche Sorgearbeit, wie sie an der Figur der Home-Allround-Mam diskutiert wird, übernehmen, wie bereits erwähnt, wieder und weiterhin vor allem Frauen.
Die Schulzuschreibenden Blicke, die sich auf Figuren, wie beispielsweise Patient null oder Maskenverweigerer richten, fokussieren eben nicht jedermann gleich, sondern
bezeichnenderweise treten in diesen Figuren die üblichen Verdächtigen, also nicht selten, die Fremden, die von außen kommenden wieder auf.
Trotz der beschriebenen Retraditionalisierungstendenzen finden sich in allen Figuren zugleich aber auch neue Facetten. Ihre Kleider sind neu oder sie wirken erstmalig in einer bestimmten Figuration mit.
Der Verologe beispielsweise aktualisiert bestehende Vorläuferfiguren wie den Gelehrten oder den Wissenschaftler.
Aber gegenwärtig sitzt er eben als wissenschaftlicher Experte auch mit in Pressekonferenzen der Regierung
politische Entscheidung werden ihm teilweise explizit zugeschrieben und dementsprechend auch Kritik an seiner Person geäußert, wie man es sonst vor allem von Politikerinnen kennt.
Und neue Ansprüche an allgemein verständliche Kommunikation der wissenschaftlichen Erkenntnisse werden ebenfalls gefordert.
Der Herologe bewegt sich also derzeit in einem Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit.
Die Absagerin ist eine Figur, die es über einen so langen Zeitraum und in eine quasi sämtliche Gesellschaftsbereiche,
erfassenden Ausbreitung vermutlich noch nicht gegeben hat,
Die Notwendigkeit reisen, Familien feiern, Veranstaltungen, gegenseitige Besuche zu verschieben, abzusagen oder ersatzlos zu streichen, ist momentan allumfassend.
Und die Absagebegründung ist es ebenfalls, denn Korona bedingt darf man derzeit quasi überall fehlen,
braucht auch die verbindlichste Zusage nicht einzuhalten und kann sich letztlich aufgrund ständig wechselnder Umstände auf keine Erwartung mehr stützen.
Das derzeit nicht absehbare Ende der Pandemie, sowie die scheinbare Unmöglichkeit langfristiger politischer Strategien führen dazu, dass der Zukunftshorizont.
Zusammenschrumpft und vertrauen wie Verbindlichkeiten verloren gehen.
Überhaupt spielt die Zukunftsdimension bei allen Sozialfiguren eine zentrale Rolle und zwar in Form einer ethischen Reflektion, die uns die Sozialfiguren äh gewissermaßen aufdrängen.
Sozialfiguren und die Erzählungen, in denen sie auftauchen, machen es möglich, die sich in ihnen verdichtenden, gesellschaftlichen Themen, in die Zukunft zu projizieren,
Genau so wird die Frage verhandelbar, ob wir zukünftig mit dieser oder jener Sozialfigur leben wollen.
Mit Patienten null wird nämlich auch nach unserem Anteil an der Verursachung der Pandemie und somit etwa nach unserem,
Umgang mit der Natur gefragt,
wenn immer mehr Lebensräume von Tieren durch unsere Expansionswünsche zerstört werden, dann müssen wir damit leben, dass immer neue Patienten null die Titelseiten der Zeitungen bevölkern werden
Die Home Allround-Mam macht sehr deutlich, dass die Gleichverteilung und Anerkennung von Sorgearbeit noch immer in den Kinderschuhen steckt. Die Fensterklatscher zeigen letztlich,
Für sie, für sie selbstverständlich die Arbeit von sogenannten systemrelevanten Berufen gehalten wird
Das Klatschen rahmte das, was diese tagtäglich tun, als außergewöhnliche Tätigkeit, obgleich diese doch auch außerhalb der Pandemie, das heißt also dauerhaft erbracht werden.
Durch die Fragen danach, welche Tätigkeiten wir relevant sind und auf welche Weise anerkannt werden, Fragen zu deren Beantwortung uns letztlich die Sozialfiguren auffordern,
Sind wir längst dabei, die Zukunft mit und nach der Corona Pandemie auszuhandeln. Diese Themen zeigen das und auf welche Weise gesellschaftliche Selbstverständigung über Sozialfiguren geleistet wird.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.
Ich habe wunderbar für den spannenden und interessanten Vortrag. Wir haben jetzt schon einige Rückfragen bekommen. Ich habe diese jetzt gesammelt und wird jetzt nacheinander stellen. Also eine Frage, dann können sie die antworten und ich stelle die nächste Frage.
Die erste Frage vielleicht, ähm, viele ihre Figuren oder bestimmte Eigenschaften der Figuren, die sie skizziert haben, kennt man ja bereits auch schon aus der Zeit vor Repandemie, sage ich jetzt mal. Ähm und wie ist dann die Pandemie gerade für diese
Sichtbarkeitsterilisierung, auch diese diese Resonanz, diese Figuren vielleicht evozieren. Wie ist denn dieses Panemie zu verstehen ist, dann
Katalysator ist es vielleicht dann doch ein großer Bruch, ähm wie würden sie es verorten? Also.
Es ist erstmal eine völlig richtige Beobachtung, dass es zu fast allen Figuren, Vorläuferfiguren gibt und wir würden auch sagen, dass das zu dieser Sozialfigur radiven Untersuchung immer dazugehört, diese Vorläuferfiguren, genauso wie auch die zeitgleichen Nebenfiguren zu rekonstruieren
Und da zeigt sich dann und das äh scheint mir der Punkt zu sein, auf dem die Frage ja auch abzielt
dass es einerseits ähm sozusagen Elemente von den Figuren gibt, die in der aktuellen Situation auch nochmal mit aufgerufen werden, also wieder aktualisiert werden und es gibt aber andere Elemente, die auch in der jetzigen Kontextualisierung
sich von der früheren Form unterscheiden. Also wenn man das am Beispiel der Figur des Virologen deutlich macht es gib
sozusagen in diese lange Tradition der Figur des Gelehrten, aber das jetzt an den Virologen auch nochmal diese ähm Anforderung einer
im Grunde eine Wissenschaftskommunikation des guten Umgangs mit Medien gestellt werden, dass er sich wirklich in diesem Spannungsfeld von Politik, Wissenschaft und Medien bewegt. Das ist sicherlich nochmal eine neue Facette,
dieser schon alten Figur. Und dann könnte man aber auch nochmal dazu sagen, dass es durchaus Figuren gibt, äh zu denen.
Mir zumindest jetzt nicht direkt voller für Figuren anfallen würden, das wäre tatsächlich die des Absagers, äh die Sebastian Moser herausgearbeitet hat.
Dann eine Frage, die da vielleicht ganz gut dazu passt
nämlich inwieweit diese Sozialfiguren, also die hatten auch schon auf Kulturverhältnisse angesprochen, inwieweit diese Sozialfiguren vor allen Dingen als moderne oder klassisches Produkt der Moderne, als personifizierte komplexitätsreduktion.
Im Umgang mit komplexen Natur.
Nahezukulturverhältnissen zu sehen sind vielleicht ähnlich zu zu Göttern oder Ähnlichem, also ob das quasi eigentlich eine ähnliche Funktion jetzt in der Anführung äh.
Zeichnen hat.
Also äh zunächst mal äh würden wir, glaube ich, äh, unterstreichen, dass äh ähm wir zumindest davon ausgehen, dass äh das, was wir Sozialfiguren äh grundsätzlich in Krisen äh Zeiten
auftaucht und ähm.
Ich finde diesen äh Link äh hin zu äh möglicherweise Göttern äh äh sehr interessant äh vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass eben die Frage uns beschäftigt, warum
scheint es so zu sein, dass wir in Krisenzeiten zu einem ja zu figurativen Denken sozusagen
äh äh neigen, ja? Also warum müssen wir hinter, also das ist vielleicht äh in der momentanen Situation ähm am äh ähm.
Plakativsten an der an der Figur des äh Verschwörungstheoretikers äh herauszuarbeiten. Warum? Warum äh müssen wir in Krisenzeiten immer eine eine,
Person quasi ein Gesicht äh ein ein äh eine Verkörperung hinter den Prozessen äh sehen, die uns äh ähm.
Die uns widerfahren und ich glaube einfach oder äh äh wir denken, dass eben genau diese
dass hier eine Verbindung besteht eben zwischen äh Krisenhaftigkeit äh und äh figurativen Denken ähm sozusagen. Da sind wir äh momentan dabei, diese Fragen
aufzuarbeiten und wie gesagt, der irgendwas für mit den Göttern ist äh ähm sehr richtig. Ich glaube, in diese Richtung muss man weiter denken
Ich würde auch noch ergänzen, äh weil da dieses Schlagwort Komplexitätsreduktion gefallen ist, dass das natürlich einerseits eine Komplexitätsreduktion ist, wenn man zum Beispiel daran denkt, wie Wissenschaft im Virologen.
Personifiziert wird oder wie der Ausbruch der Pandemie äh sozusagen in dieser Figur des Patienten null personifiziert wird. Das ist ein Stück weit eine Vereinfachung, auch eine Vereinfachung des äh Naturkulturverhältnisses. Das ist richtig
Gleichzeitig, wenn man sich anschaut, sind natürlich diese menschlichen Geschichten, diese Figuren
in sich oft durchaus sehr komplex. Man kann in der Figur nochmal mehr Facetten äh des Lebens äh der Körperlichkeit der Kleidung, äh der Lebensumstände unterbringen, als man es jetzt zum Beispiel in einem Begriff fassen kann
Also von daher, ja, Reduktion, aber andererseits auch lebendige, lebensnahe äh eine lebendige, lebensnahe Darstellungsform.
Dann noch eine Frage zum Begriff der Sozialfigur ähm.
Eine Frage hat darauf abgestellt, dass eigentlich die Unterscheidung zwischen Sozialfigur ähm eigentlich eine ist, die von sozialen Rollen unterschieden wird.
Dann wäre gewissermaßen die Frage, ab wann spricht man denn da von einer Sozialfigur? Ist es dann nur eine mediale beformte Figur?
Die tatsächlichen, also medialisiert worden ist, indem sie ekronographisch sterilisiert wird. Ähm! Und wie funktioniert dann gewissermaßen genau diese Beschreibung als Sozialfigur bei denen von ihnen genannten Beispielen.
Ich würde, ich würde das ein bisschen äh ähm von der von der äh äh Corona äh ähm von dem Corona-Kontext ein bisschen lösen wollen, äh denn ähm.
Ich kann das ganz gut an einer Figur äh ähm.
Erklären, äh, über die ich vor einigen Jahren mal gearbeitet habe, nämlich den Pfandsammler, ähm, der auch als äh Sozialfigur beschrieben wurde und zwar, ähm, war äh, äh, der Pfandsammler, äh,
konnte als Sozialfigur beschrieben werden, als äh ähm.
Das Pfandgesetz eingerichtet worden ist, so wie es jetzt äh besteht und mit einem Mal äh ähm was dazu geführt hat, dass in äh in der Stadt ähm.
Im urbanen Raum äh immer mehr von diesen äh äh Menschen äh sichtbar wurden. Und dann äh äh konnten sie äh auch äh sehr schön beobachten in den Medien, also.
Zunächst mal um zu sagen, dass es natürlich äh immer auch äh wirkliche Personen, ja, hinter diesen Sozialfiguren gibt. Dann äh äh gab es eine sehr große, mediale Aufmerksamkeit äh ähm,
für diese Figur und äh die hat sich dann irgendwann normalisiert, ja? Also äh äh Pfandsammler tauchen mittlerweile immer mal wieder.
In in Zeitungsartikeln auf, sie tauchen mittlerweile auch in der Literatur auf, in Filmen kann man sie sehen und so weiter
und hier ist also sozusagen ein gesellschaftlicher äh Verständigungsprozess abgelaufen äh in dem sich die Sozialfigur
sozusagen in eine ähm könnte man sagen, in eine soziale Rolle verwandelt hat, ja? Also sie ist sozusagen jetzt angekommen in der Gesellschaft, sie ist eine Figur, die uns nicht mehr irritiert, wenn wir sie äh sehen, wohingegen äh äh man
um wieder zurückzugehen zur Koronapandemie. Ich denke mal, dass jeder äh von uns vermutlich äh über dieses äh über die Fensterklatscher zunächst erstmal irritiert
und auch sagen wir mal in positiver Art und Weise irritiert gewesen ist. Ähm wenn wir heute noch klatschen würden, dann hätte sich das Ganze
normalisiert beziehungsweise als eine soziale Praktik institutionalisiert und genau da machen wir sozusagen die Differenz, den Übergang hin zu äh äh zur sozialen Rolle äh fest, wenn es nämlich zu Instit
Zonalisierungsprozessen kommt und eben auch eine normative Erwartbarkeit für ein bestimmtes äh Verhalten äh ähm.
Äh zu erkennen ist.
Mhm. Ähm sie haben jetzt gerade auch in der Antwort schon auf dieses Emanzipatorische Potential in der Sozialfiguren hingewiesen. Ähm.
Gerade bei den Kehrdebatten während der Pandemie hat man ja sehr stark immer so ein ähm soll man sagen, sein Bedürfnis dafür gesehen auch nach Vorbildern zu suchen, also nach dem Allaround Man vielleicht oder nach dem Allor
Allround Huspend. Ähm inwieweit könnte man denn da auf eine Form von Notwendigkeit von Sozialfiguren für ähm.
Policy, maken oder ähnliches im Ableiten.
Also zunächst mal ist für uns da entscheidend, dass man äh also
Die Figuren sind ja Figuren, wie gesagt, die sehr stark affizieren, das heißt für viele sind das tatsächlich Vorbilder, sie werden auch heroisiert oder dann diametral entgegengesetzt, oft auch demonitiert und
Ein erster Schritt ist für uns erstmal aus diesen Identifikationen oder Absetzungsbewegungen ein Stück weit aus dieser Dynamik auszusteigen und zu sagen, was sind denn die gesellschaftlichen Themen, die anhand dieser Figuren verhandelt werden?
Und das ist glaube ich dann sehr wichtig, dass man diese Themen aufgreift und da ansetzt und sich dann da auch
wie wollen wir diese Fragen als Gesellschaft gestalten? Und da ist die der Umgang mit Kehrarbeit ein.
Ganz wichtiges Thema, das ist überhaupt etwas, was an verschiedenen Figuren auffällt, dass nochmal bestimmte Arbeitsformen, grundlegende Arbeiten in unserer Gesellschaft sozusagen wie evaluiert werden, dass deren Relevanz diskutiert wird, aber auch diskutiert wird, was sind eigentlich adäquate Anerkennungsformen
Also von daher äh wäre das definitiv ein schöner Ansatzpunkt, aber dann, wenn man ein Stück weit sozusagen aus der sehr affizierenden,
Verwendung der Figuren aussteigt und nochmal ein Blick wirklich auf die Themen wirft, die in den Figuren verhandelt werden.
Das war der Vortrag von Simon Moser und Tobias Schlechtriem in unserem digitalen Kologium am vierundzwanzigsten Februar gehalten haben. Wir hoffen, sie konnten ein paar Anregungen mitnehmen.
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