Soziologische Perspektiven auf die Corona-Krise – coronasoziologie.blog.wzb.eu

Transkript: Swen Hutter und Sophia Hunger: Alles Covidioten? Politische Potenziale des Corona-Protests in Deutschland

ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.


Florian Binder
Und damit herzlich willkommen zur neuen Ausgabe unseres Podcasts zu soziologischen Perspektiven auf die Coronakrise. Mein Name ist Florian Binder.
Ich bin studentischer Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Am dreißigsten Juni zweitausendeinundzwanzig hielten Sofia Hunger und Sven Hutter einen Vortrag mit dem Titel Alleskowidioten, politische Potentiale,
Corona-Protests in Deutschland,
basierend auf Umfragedaten zeigen, Sophia Hunger und Sven Hutta, dass dieser Protest ein erhebliches und relativ stabiles Mobilisierungspotential in der deutschen Bevölkerung besitzt.
Dieses Mobilisierungspotential wird nicht nur aus radikalen Rechten Randgruppen gebildet.
Es besteht zu einem großen Teil aus einer von den etablierten Parteien nicht repräsentierten politischen Mitte.
Die der staatlichen Politik insgesamt misstrauisch gegenüber steht. Dieses Mobilisierungspotential.
Tendiert über die Zeit zunehmend nach rechts und besitzt aufgrund seiner Anfälligkeiten für Verschwörungstheorien ein erhebliches Radikalisierungspotential. Sophia Hunger.
Ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung und eingebunden in ein Forschungsprojekt,
zu Protest und politischer Radikalisierung in Deutschland. Sven Hutta ist Lichtenberg Professor in politischer Soziologie an der Freien Universität Berlin und stellvertretender Direktor
des Zentrums für Zivilgesellschaftforschung. Und nun viel Spaß mit dem Vortrag.
Sophia Hunger
Guten Tag auch von meiner Seite, vielen Dank für die ähm Einführung. Ähm wie gerade schon gesagt, wir stellen unser unsere Studie mit dem Titel Alles Covidioten ähm heute gerne für sie vor
und andere Co-Autoren des Studios sind noch Edgar Grande und ähm letzterer kann leider aber thematisch sehr passend
heute nicht dabei sein, weil er seinen äh zweiten Impftermin wahrnehmen muss,
wir beziehen uns auf die politischen ähm Potenziale der Corona-Proteste in Deutschland und man hat ja im seit Beginn der Pandemie ähm im Frühjahr zweitausendzwanzig einfach ein sehr diverses Protest geschehen
verfolgen können auf den deutschen Straßen,
anfangs sehr diffus wird, also Leute, die mit Gandhi wandern marschieren neben Reichskriegsflaggen
und auch die Berichterstattung zu den Protesten hat immer eben diese Heterogenität.
Eher Heterogenität betont
Und im Verlauf zweitausendzwanzig kam's dann zu immer größeren ähm Mobilisierungen, also die Straßen wurden immer voller. Gleichzeitig hat sich auch die Querdenker Bewegung rausgebildet
und eben auf diese Dynamik möchten wir in unserem Vortrag eingehen und wirklich.
Und knapp eigentlich die Frage beantworten, wer sind die Leute, die hinter diesem Protesten stehen?
Und ähm kurz nochmal äh zu uns. Also unser Projekt äh trägt den Titel WZB äh Protestmonitoring
und ist Teil eines größeren Spitzenforschungsclusters vom BMW finanziert mit dem Namen Monitoring System und Transferplattform, Radikalisierung, kurz Mut,
Und unser Ziel ist wirklich eine systematische Erhebung der deutschen Protestlandschaft mit einem besonderen Fokus auf Radikalisierung und dabei erheben wir und analysieren wir ähm unterschiedliche
Daten ähm nicht nur zu Protestereignissen, sondern auch zu Debatten rund um Protest, rund um Radikalisierung, ähm,
und zu radikalisierten Akteuren und den Netzwerken
Indem diese eingebunden sind und neben Sven liegt äh die Leitung eben bei Edgar Grande und außerdem ruht man's und.
Neben mir und Teresa Völker noch in das Projekt mit eingebunden. Ähm und.
Genauer wollen wir mit dieser Studie uns anschauen
Wie groß wirklich das die Unterstützung für diese Proteste war. Und ähm und heute auch noch ist
und welche politischen und sozialen Merkmale teilen diejenigen die Verständnis für diese Proteste haben und vielleicht
jetzt noch wichtiger als zu der Zeit, in der wir das ähm diskussionspapier das erste Mal veröffentlicht haben, ist, wie radikalisiert ist das.
Mobilisierungspotential. Also besonders jetzt, wo auf der Straße nicht viel passiert, hilft es uns auch zu sagen können, okay, wo gehen die Leute hin, die mit Querdeckern auf der Straße waren, was was
passiert, was für mögliche ähm Ergebnisse jetzt aus diesem Abflau und dieser Protestbewegung. Um methodisch stützen wir uns ähm auf.
Umfrage ähm Umfragedaten, also wer das nennt für die deutsche Gesellschaft, deswegen ist es auch sinnvoll, dass wir eine repräsentative Umfrage nutzen, ähm
im Gegensatz zu anderen ähm Studien, die sich eher mit Demonstrationsbefragungen an die Frage angenähert haben
und wir beziehen uns in unserer Studie hauptsächlich auf zwei Fragen, aus dieser ähm.
Repräsentativen Umfrage. Zum einen ähm würden sie auf eine dieser Demonstrationen gehen, wenn's einen in ihre Umgebung Umgebung gäbe
und wie viel Verständnis haben sie für die Menschen
auf die Straße gehen. Und das hilft uns auch noch so ein bisschen zu unterscheiden, einfach nochmal einen Schritt zurückzugehen. Selbst die Leute, die ich hingehen werden, wo liegt das Verständnis für diese Proteste? Also wer kann eben.
Vielleicht noch in eine Teilnahme rein mobilisiert werden.
Dagegenstand der Analyse von unserem Vortrag heute sind sechzehn wählen, also wir haben nochmal ein Update hinterher geschoben in dem Diskussionspapier, das hier jetzt auch verlinkt ist, sind's noch weniger Wellen und wir haben jetzt eben mit den neuen Daten
nochmal die Analysen neu gerechnet, um eben dieser Dynamik gerecht zu werden und unsere, was jetzt heute hier sehen
deckt eben alles bis April zweitausendeinundzwanzig ab. Und mit diesen Fragen ist es ja auch so ein bisschen das das
Gegenstand dieser Fragen ist ja recht fluide, also es ist so ein bisschen Shooting, weil je nachdem in welcher Welle wir Leute gefragt haben, ob sie Verständnis für diese Proteste haben
ist natürlich auch vielleicht andere Sachen auf der Straße äh passiert. Und deswegen steige ich jetzt heute ein mit der Präsentation
von unsere Proteste, Eigenesanalyse, die parallel zu den.
Umfragedaten erhoben würde und das ist einfach eine klassische Inhaltsanalyse von ähm zwei Zeitungen, namentlich der Süddeutschen Zeitung
und der Welt, die dann von unseren studentischen Hilfskräften auf Protestereignisse kodiert wurden
und wir erheben auch ganz klassisch den Protest, Zeitpunkt, den Ort, die Protestform, die Teilnehmerzahlen, die Forderungen, welche Akteure sind da auf der Straße?
Das ist der Dinge also zum einen sieht man dass das Protestgeschehen sehr stark in drei Wellen verläuft, also eine gleich quasi zu
Beginn der Lockerungen nach der ersten Welle eine weitere im Sommer zweitausendzwanzig und dann ähm zuletzt
ähm gegen Ende des Jahres mit Beginn des Lockdown Lights oder kurz vor Beginn des Lockdown-Nights.
Was sie jetzt hier nicht sehen aber was ich ihnen sage ist dass sich die zweite und die dritte Welle von.
Der ersten Welle, insofern unterscheiden ist, ähm die Querdenker und Rechte äh Akteure stark mit ihrer Präsenz zunehmen und auch die zweite Welt ist die Mobilisierung stärkste Welle, also mit Blick auf die Teilnehmerzahlen
schlägt die zweite Welle noch viel mehr aus und,
in der dritten Welle ähm ist zwar die Massenmobilisierung geringer, aber gewaltförmige und konfrontative Protestereignisse nehmen zu.
Und das ist eben der Kontext vor dem nun unsere repräsentative Bevölkerungsanalyse steht und damit gebe ich ab als.
Swen Hutter
Genau, ich habe jetzt das Vergnügen, ihnen vorzustellen, wie groß sozusagen das Mobilisierungspotenzial ist und was dieser Umfragedaten uns auch über die zeitlichen Verläufe.
Sagen. Und das sind sozusagen die zentralen äh Grafiken hier mit Blick über die Entwicklung über Zeit. Sie sehen hier die sechzehn Wellen,
so einen kleinen äh Gap zwischen August letzten Jahres und November, aber sonst ist das eigentlich relativ äh kontinuierlich erhoben worden.
Was Sie, glaube ich, hier sehen, ist einerseits auf der linken Seite sehen Sie das Verständnis,
Und die Grüne Linie, das sind die Menschen, die sagen, dass sie viel oder sehr viel Verständnis haben. Und der zentrale Befund ist, glaube ich, hier, dass das relativ stabil ist und über Zeit sogar wieder ein Stück weit zugenommen hat nach so einem kleinen Delle,
im August, wo wir eben diese starken Proteste.
Querdenker in Berlin gesehen haben. Also jede fünfte Befragte hat eigentlich viel oder sehr viel Verständnis. Sie sehen oben diese Magentalinie,
sieht man sozusagen diejenigen, die gar kein Verständnis haben. Hier haben wir über Zeit, gerade im
eine gewisse Polarisierung gesehen, aber auch das nimmt über Zeit ein Stück weit wieder ab
Also sind ungefähr sechzig Prozent der Befragten, die gar kein Verständnis haben. Rechts davon sehen sie, dass dieses sozusagen Verständnis oder dieser Unterstützung sich auch in relativ erhebliches Potential
einer Teilnahmebereitschaft übersetzt, also ungefähr zehn.
Bis fünfzehn Prozent der Befragten würden sicher oder wahrscheinlich hingehen. Hier sehen Sie auch ähnliche Entwicklungen. Ich glaube, das Zentralergebnis hier ist wirklich, dass wir es einfach mit einem stabilen.
Potential in der deutschen Bevölkerung zu tun hatten.
Wenn wir uns da im zweiten Schritt anschauen, wer ist das denn? Mit Blick auf die soziale Zusammensetzung, aber auch die politischen Merkmale.
Protestierenden und was für eine Radikalität steckt sozusagen in diesem Potential, dann möchte ich zuerst starten mit der Sozialstruktur.
Hier sind wir haben alle sozialstrukturellen Variablen in Dummies übersetzt, das heißt die sind auch vergleichbar.
Wir haben diese sechzehn Wellen unterteilt, in vier größere Zeit.
Nämlich die drei, die sozusagen diese drei Bällen abbilden, von denen Sophia gesprochen hat, im Juni, Juli, dann im August und dann nochmal November, Dezember und dann noch ein vierter Punkt.
Glaube ich für die heutige Diskussion relevant ist, was war zwanzig einundzwanzig, nachdem die Bewegung doch an Fahrt sozusagen äh verloren hat mit Blick auf ihrer.
Kraft äh auf der Straße.
Was sie hier sehen, viele Striche, ich glaube insgesamt zeigen diese vielen Striche, dass es doch ein relativ heterogenes Potential ist, dass das wirklich auch diese Medienberichterstattung zu den Protestierenden selbst ein Stück.
Wenn man sich anschaut, welche sozusagen Faktoren wirklich systematisch signifikant mit diesem Verständnis verbunden waren mit viel oder sehr viel Verständnis, dann sieht man, dass es.
Einerseits äh eher männliche Befragte waren, andererseits auch Befragte, die von der wirtschaftlichen Einbußen der Pandemie betroffen waren.
Bei allen anderen Faktoren gibt es doch über Zeit, gewisse Veränderungen. Gerade erst über Zeit hat sich herausgebildet, dass äh.
Menschen mit mittler oder hoher Bildung eher weniger Verständnis haben, das hat mir zu Beginn der Pandemie nicht. Wir hatten zu Beginn der Pandemie auch noch.
Signifikant, positiven Zusammenhang mit äh Menschen, die zu Hause Kinder betreuen mussten. Und was wir gleichzeitig sehen, über Zeit, dass ihr stärker auch die Pandemie Deutschland erreicht habt, desto stärker sehen wir einen negativen Zusammenhang.
Mit.
Äh Infektion im nahen sozialen Umfeld, aber das wird wirklich erst zwanzig einundzwanzig äh sichtbar zuvor war das nicht äh verbunden mit dem Pandemiegeschehen. Sie sehen auch.
Potest Potenzial, hä? Wandert ein Stück weit äh nach Ostdeutschland. Nun, wenn wir uns die politischen Faktoren anschauen.
Zeige ich Ihnen zuerst hier deskriptiv die Links-Rechts vor Ort und über Zeit. Ich glaube, das Eindrücklichste ist hier natürlich.
Auch äh was wir auch in der Berichterstattung und der öffentlich Debatte gesehen haben. Es hat eine Schlagseite nach rechts.
Wurde über Zeit auch stärker. Hier sehen Sie zum Beispiel zwanzig einundzwanzig rund vierzig Prozent der Befragten, die sich ganz rechts im politischen Spektrum einstufen, haben auch viel oder sehr
Verständnis. Sie sehen gleichzeitig zu Beginn der Pandemie gab es auch noch einen überdurchschnittliches Verständnis auf.
Der radikalen Linken, das ist sozusagen verschwunden dann.
Im Sommer, Herbst, äh zwanzig zwanzig, aber das ist auch wieder zurückgekehrt. Also wir sind mit Blick auf die.
Politische Zusammensetzung wieder stärker an so einer gewissen Verschränkung von ganz links und ganz rechts.
Widerspiegelt sich auch in der Parteipräferenz, wenn sie hier anschauen, dann hat sich dieses Potenzial sozusagen hin zur AfD entwickelt, äh ab Herbst.
Zwanzig zwanzig ist jeder zweite Befragte, die eine Präferenz für die AfD hat
hat auch viel oder sehr viel Verständnis für diesen Protest. Sie sehen gleichzeitig zum Beispiel auch hier bei der Linken wieder diesen Shift, dass es einen gewissen Moment gab, wo das nicht sozusagen.
Unterstützt wurde und das dann wieder ein Stück weit zurückkommt. Und sie sehen aber, und das ist.
Gerade auch unter denjenigen, die wir hier ganz rechts nicht repräsentiert nennen, also diejenigen, die keine Partei wählen würden, die zurzeit im Bundestag ist oder auch nicht wissen, wen sie wählen würden.
Da gibt es auch jede fünfte.
Befragte Rede, fünfte Befragte, die er auch viel oder sehr viel Verständnis hat. Das kann man nun als für die AfD lesen, dass sie sozusagen einiges von diesem Potential erreicht. Man kann's aber auch als schlechte Nachricht für die AfD lesen.
Die Partei ist, die am stärksten sozusagen zersplittert ist mit Blick auf ihre eigene Wählerschaft.
Nun stellt sich natürlich in den letzten paar Minuten dieses Vorteils die Frage, aber sind denn jetzt alle Protestvorsteherinnen auch wirklich rechtsverortet oder an den Rändern
und würden alle die AfD wählen. Und dazu haben wir in die und auch hier uns dann die Verteilung angeschaut innerhalb der Gruppe der Menschen, die viel oder sehr viel Verständnis haben,
zuvor war's ja immer der Vergleich mit der Gesamtbevölkerung oder jenen, die kein Verständnis haben. Mit Blick auf links, rechts ähm.
Sehen wir einerseits das rund sechzig Prozent derjenigen mit viel oder sehr viel Verständnis
über den gesamten Zeitraum hinweg sich in der Mitte des politischen Spektrums verorten würden
Das ist vielleicht wenig überraschend, weil die Deutsche Gesellschaft auch einen Hang zur Mitte hat, wenn man ihnen dieses Galen gibt, aber gleichzeitig sehen sie das auch abgebildet hier mit Blick auf die Wahlpräferenzen der Befrag.
Verstehe. Hier sehen sie über Zeit die AfD hat rund ein Viertel des Protestpotenzials, also jeder vierte Befragte mit viel oder sehr viel Verständnis würde die AfD wählen, aber.
Deutlich wichtiger auch noch und über Zeit auch stabil ist die Gruppe derjenigen eben nicht wissen, wen sie wählen würden. Das hat uns dann zum Schluss äh geführt, dass wir einerseits natürlich dieses radikale Recht
Spektrum sehen in diesem Potenzial, aber doch auch eine starke ähm signifikante Minderheit sozusagen in nicht repräsentierte.
Gruppe der Wählerinnen. Nun, was verbindet die alle dann? Weil das dann doch eben auch
politischen eher heterogenes äh Feld ist und nicht nur mit Blick auf die Sozialstruktur. In dieser Regression hier
diese Daten haben wir leider nur abgefragt für Juni, Juli, August letzten Jahres, nämlich die letzte Frage zu Verschwörungen.
Sehen sie nochmal die Positionierung links rechts, die Radikalität links rechts, das hatte ich ihnen schon gezeigt. Sie sehen aber sozusagen auch die, die schärfsten Prädiktoren mit Blick auch auf die
Intervalle,
und auch das Ausmaß ist das Misstrauen in die Bundesregierung und auch eine Tendenz zu Verschwörungstheorien. Hier haben wir ein Ei zum reingenommen, nämlich der Glaube an,
Teil eines großen Planes zum Austausch der Weltbevölkerung ist.
Später auch mit Blick auf die öffentliche Debatte hatten wir dann eher nochmal abgefragt, was sind denn die konkreteren sozusagen Ziele
die mit dieser Unterstützung und diesem Protest
assoziert werden. Und hier sehen sie nochmal kontrolliert für diese Links-Rechtspositionierung, das Misstrauen ist immer noch stark äh signifikant. Sie sehen hier aber einerseits die Besorgnis
um Einschränkung der Versammlungsfreiheit. Wir haben auch andere sozusagen Besorgnisse um die demokratischen Freiheiten und anhaltende Einschränkungen dieser in Deutschland abgefragt. Alle gehen in die gleiche Richtung. Sie sehen gleichzeitig
Das ist natürlich schon interessant mit Blick auf die äh Bedürfnisse in der deutschen Gesellschaft, dass jene, die äh sich Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.
Sich tendenziell sogar weniger angesprochen fühlen von diesen Protesten. Nun zusammenfassend
Wir haben hier nochmal gezeigt und das ist interessant, das hält an, über das Jahr zwanzig zwanzig hinaus. Wir haben einen relativ stabiles Mobilisierungspotential von rund zwanzig Prozent der Deutschen, die viel oder sehr viel Verständnis haben für die Anti-Corona
die soziale Basis ist relativ hektrogen, verändert sich auch im Laufe der Zeit mit Blick auch auf die Forderungen der Protestierenden
die politische Basis setzt dich sicher zusammen aus zwei.
Großen Blöcken einerseits einer rechtsradikalen Flanke, andererseits einer, wie wir sie nennen, misstrauischen, nicht repräsentierten Mitte
und gleichzeitig, weil wir eben diesen Hang hin zu den Rändern des politischen,
drum sehen und auch eine Nähe zu Verschwörungstheorien, die wir vielleicht dann noch ausführen können nachher, sehen wir auch, dass es eben eine Radikalisierungspotential gibt und dieses Potential scheint eben auch da zu sein, selbst wenn die Bewegung.
Als solche nicht mehr so präsent in den deutschen Straßen ist und das wird wahrscheinlich auch anhaltende Konsequenzen für den politischen Diskurs und das politische Leben in Deutschland.
Vielen Dank.
Florian Binder
Ja, vielen Dank äh von meiner Seite erstmal für ihren Vortrag. Ich möchte dann direkt äh in die Diskussion starten. Ähm erstmal mit zwei kleinen methodischen Fragen.
Zum einen kam die Frage auf, wer denn die anderen neben den Querdenkern in den Grafiken zu denen zur Protestereignisanalyse sind, also wenn sie da einmal kurz nochmal was erklären könnten.
Sophia Hunger
Ähm das sind tatsächlich alle anderen Akteure. Also das soll einfach wirklich nur den den Anteil von Querdenkern versus alle anderen zeigen. Also wir haben quasi
Gewerkschaften, ähm aber auch Parteien, soziale Verbände, quasi in diese andere Kategorie.
Um zu zeigen, wie hoch der Anteil von Querdenken ist, auch wenn man's gegen proportional in allen anderen Vertriebenen Akteuren.
Swen Hutter
Genau, ich habe vielleicht noch ein bisschen Werbung machen, weil Sophia auch in den BZB-Mitteilungen einen Beitrag hat mit Kolleginnen, wo man auch nochmal die Grafik sieht, wer die anderen sind. Und da sieht man zum Beispiel über Zeit
Grad der der Status von ökonomischen Gruppen in diesem Protesten stark abgenommen hat.
Florian Binder
Noch ein bisschen weitergehend zur Methodik ähm berücksichtigen sie in
ihren Analysen dann auch alle Formen von Corona-Protesten oder wurde die Frage nach der Teilnahme an Protesten noch nach den Arten von Coronaprotesten differenziert in der Analyse. Und dazu
weiterführen vielleicht als zweiten Punkt, ähm wäre es also möglich, dass.
Weil der stärkste Einfluss eben immer wieder die wirtschaftlichen Einbußen war. Und wäre es dann also möglich, dass zum Beispiel eine Person mit wirtschaftlichen Einbußen nur an Protesten, die.
Nicht vom Querdenkern organisiert werden teilnehmen würde,
Und daraus diese extrem signifikanten Koffizienten entstehen, grade auch im Hinblick auf diese große ähm Verteilung von anderen Protesten in in der ersten Welle sozusagen, weil wir ja die diesjährige gezeigt haben im.
Im November ein und im zweitausendeinundzwanzig eben die besorgniswirtschaftliche Entwicklung an eigentlich negativ mit der ähm Versteher variabel. Ähm,
assoziiert ist.
Swen Hutter
Ja, ich glaube, das ist ein guter Funk, weil einerseits ist es, glaube ich, die Stärke des
Papiers oder der Frage, dass wir eben den Corona-Protest nicht einengen und gerade diese sozusagen Breite
Differenziertheit auch abbilden können und uns dann eher fragen, wer assoziiert sozusagen, was mit diesen Protesten, die sich über
verändert haben. Dafür haben sie schon Recht, dass das sozusagen teilweise natürlich auch auf andere Proteste bezogen.
Gleichzeitig sehen wir aber, dass das relativ stabil ist, obwohl sich sozusagen der Referenzpunkt.
Deutlich äh verändert hat. Und in einer anderen Befragung zu politischem Engagement haben wir auch abgefragt.
Nach der Frage zu politischem Engagement, zu welchen Themen.
Da haben wir zum Beispiel differenziert, was eher um Freiheitsbeschränkungen oder ging's eher um wirtschaftliche Folgen der Pandemie? Und selbst da sieht man noch diese Effekte. Sie sind da natürlich schon deutlich geringer im Verhältnis zu denen, die sich auch wegen ihrer wirtschaftlichen Situation
äh stärker engagiert haben, aber die sind immer noch da und es gibt auch einen starken Overlap in den Potenzialen.
Florian Binder
Da möchte ich eine Frage ähm stellen, die ein bisschen mehr zu Zustimmung und Veränderung im Zeitverlauf und vielleicht auch schon in dieses politische Verteilung geht. Und zwar ähm woher kommt ihrer Meinung nach das relativ hohe Verständnis von FDP-Wählerinnen
Corona-Proteste. Und das fand ich ein sehr spannendes Ergebnis.
Sophia Hunger
Ist die Wirtschaft
Also, wenn man keine Lust auf Lockdown hat, dann kann man auch alle Büros und alle Einzelhandelsgeschäfte offenlassen
aber das ist genau, das wäre meine Interpretation, aber vielleicht hat Sven noch eine andere und eben natürlich das äh.
Liberale Grundrechte in der, in der FDP natürlich äh angelegt sind. Ähm.
Also das, glaube ich, wären meine zwei Interpretationen.
Swen Hutter
Ich glaube, ich würde auch die zweite Stärken. Das sieht man ja auch am Anfang, sozusagen, gerade vor dieser gewissen Eskalation im.
Unter FDP-Anhängerinnen relativ stark und es wäre ja auch die natürliche.
Liberale sozusagen Alternative gewesen mit Blick auf eine kritische Begleitung der Bundesregierung, die sie manchmal besser oder schlechter gespielt haben, aber zumindest hat sie es nicht geschafft, sozusagen, dass auch in dieser,
Landschaft niederzuschlagen. Das ist für mich auch die große Frage, warum sozusagen die anderen äh Besorgnisse und Bedürfnisse in der Gesellschaft eben dann doch weniger Raum gekriegt haben auf der Straße.
Florian Binder
Dann möchte ich zu einem anderen Themen äh Komplex kommen, bisschen zu dem Mobilisierungs äh
Potential und grade auch so vielleicht der Zusammensetzung nochmal. Ähm vielleicht zwei Fragen direkt zusammen, die gekommen sind. Einmal aus welchem Milieu rekrutieren sich die
QuerdenkerInnen, also man hat da ja viel eigentlich so alternativ ökologische Kreise erstmal gesehen, evangelikales Milieu und gleichzeitig noch dazu die Frage
ob diese Protestbewegung jetzt eine Fortsetzung von schon vorhandenen anderen Bewegungen vielleicht auch ist, also etwas wie Pegida, wo man ja teilweise sehr, sehr ähnliche Bilder,
findet, wo auch mit gleichen Ängsten vielleicht auch gespielt wird, also gibt es da Hinweise in den Daten.
Sophia Hunger
Ähm genau, also das finde ich ganz interessant, denn unsere Studienvergleich zu anderen Studien eben, wenn man nach der Mobilisierungspotenzial fragt, sehen wir jetzt keinen Zusammenhang mit
zum Beispiel Demonstrationsbefragungen vor allem früh in der Pandemie ja schon in die in diese Kerbe schlagen, aber wir
natürlich auch ein bisschen nach was anderem
Weil das sind halt zwei Schritte davor, bevor man dann an dieser Demonstration steht und das können wir tatsächlich nicht ausmachen. Ähm.
In
Bezug, wobei man auch sagen muss, dass hier zum Beispiel keine Impfgegner-Frage drin haben. Also das das muss man schon offen sagen, die die haben wir einfach nicht
oder keine Frage, die jetzt irgendwie gut esoterisch abbilden könnte, zum Beispiel. Das heißt.
Wäre dann vielleicht die Grünen gute.
Weg das umgehen, aber das sehen wir tatsächlich nicht. Zum ähm.
Anschluss im vorherige Bewegungen jein, ich glaube einerseits schon, weil die AfD ja,
auch relativ Hähnchen im Wind war so ein bisschen und sich auch.
Unklar und diffus oder beziehungsweise positioniert hat, auch Gott ähm Unterschiede zwischen ähm,
zwischen Bundesländern sich da abzeichneten, aber natürlich ist es Teile der Querdenkerbewegung fußen natürlich auf.
Rechtsradikalen Mobilisierungen, also eben auch Pegida.
Swen Hutter
Die Trage ist schwierig zu beantworten basierend auf unseren Daten, weil wir einfach keine guten, sozusagen Fragen auch haben zu gewissen Milieus. Und auch die Frage im Chat wegen vergleichbaren Studien.
Problem ist einfach in der Bewegungsforschung, dass entweder ist man nah an den Protestierenden dran.
Oder man ist relativ abstrakt, weil die Partizipationsforschung gerne fragt, waren sie denn im letzten Jahr an einer Demo.
Und dazwischen gibt's immer wenig und ich glaube, das ist genau das Interessante, wer sich wem sozusagen nahe fühlt. Aber wir sehen schon,
Blick auf diejenigen, die sozusagen im letzten Jahr zum Beispiel nicht protestiert haben. Es gab schon einen gewissen Austausch, dass hier sicher auch Milieus dazu gekommen sind, weil es sich um eine andere Art von Konflikten
in einem gewissen Risikokonflikt handelt, der anders gelagert ist, als zum Beispiel der Konflikt um Migration
schon noch breiter ist, das wäre zumindest meine These, aber wir haben keine sozusagen wirklich starken Belege in dieser Studie drin.
Florian Binder
Dann vielleicht nochmal ein bisschen in eine andere Richtung, wieder auf das Potenzial zurückkommt. Ähm ist es ihrer Meinung nach möglich, dass neue aus dem Querdenkermilieu gekommene Parteien, wie zum Beispiel die Basis ähm von von politischen Potential dieser.
Bewegungen profitieren können und eventuell sogar ein, ein Auffangbecken für die von ihnen als nicht repräsentierte Mitte
Personengruppen werden könnte.
Sophia Hunger
Ich glaube, es klingt jetzt relativ viel dran, wie sie sich die Basis aufstellt, weil offensichtlich ist ja diese nicht repräsentative, nicht repräsentierte Mitte, findet sich ja wohl nicht von der AfD repräsentiert. Und wenn
jetzt diese Bars, das ist relativ weit nach rechts rückt.
Wär's wahrscheinlich nicht schlau, weil sonst hätten die Leute ja auch von Anfang an AfD wählen können, also das wäre so ein bisschen mein.
Ähm und dann ist es natürlich immer ein Problem von neuen Parteien, also ähm erstmal
zu erreichen, zu wollen, zugelassen werden, sich nicht intern selber zu zerfleischen, bevor überhaupt mal eine Wahrheit stattfindet, also das das muss man jetzt auch noch sehen.
Swen Hutter
Kann ich auch ergänzen. Ich
glaube nicht, dass das jetzt so schnell passieren wird. Das ist auch der Blick in die Glaskugel und bei der nächsten Bundestagswahl, auch weil sich die Debatte sozusagen ein bisschen weg davon bewegt
gleichzeitig glaube ich schon, dass diese Akteure, wenn sie denn irgendwie überleben
zentral sind auch die anderen Parteien zu beeinflussen. Also wir sollten nicht nur dann auf deren Wahlergebnisse schauen, sondern auch was sie sozusagen für einen Einfluss haben manchmal auch auf lokale politische Kultur oder eben auch die Diskussionen innerhalb, zum Beispiel der AfD
D und andere Parteien. Da würde ich sie wirklich nicht unterschätzen, aber ich würde sie sicher nicht überschätzen im Sinne ihrer Wahl sozusagen Stärke.
Florian Binder
Dann vielleicht noch ähm zwei Fragen bevor wir dann auch äh mit der Zeit ein bisschen ans Ende kommen. Ähm zum einen, was das auch ein bisschen im Chat angeklungen ist schon, ähm sollten Parteien der der Mitte oder auch ähm vielleicht die
ja die politischen Akteurinnen ähm versuchen die Protestvorsteher und vielleicht auch Teile der Protestierenden
einzufangen und die als legitime Interessensgruppierung berücksichtigen, beziehungsweise vielleicht auch als Person, die ähm.
Ihr habt hier eine gewisse Art von von Grundrechten ähm demonstrieren, also gibt es da noch in in dieser Verteilung
diese Person, die da auch wirklich nicht ins rechtsradikale äh wandern oder oder ist das eigentlich inzwischen eine.
Um die die sozusagen zu Ende radikalisiert wurde.
Swen Hutter
Also ich glaube
das eine ist mit Blick auf die Bewegung und die Menschen, die noch auf der Straße sind, aber hier fragen wir ja sozusagen die, die Bevölkerung als Ganzes und da glaube ich schon, muss man quer tun, aber das ist natürlich ein politisches.
Man nun weniger ein wissenschaftliches.
Ich glaube schon, dass man über Zeit diese Stabilität in diesem Potential ist, schon überraschend, wenn man sich sozusagen die Entwicklung der Bewegung anschaut und das ist breiter.
Auf die Frage sozusagen von Frau Mühe eingehend, wir sehen, dass es da einen Hang gibt
zu Verschwörungstheorien und dass das deutlich ausgeprägter ist in der als in der Gesamtbevölkerung, aber es sind natürlich immer noch ungefähr sechzig, siebzig Prozent der Menschen auch in diesem Potential, die gar nicht an diese Erzählungen glauben.
Deshalb gibt's natürlich dann ein größeres sozusagen Potential auch. Ich find's auch interessant, eben wie wenig Raum anderen Bewegungen auf der Straße gegeben wurde und das hat einerseits mit dieser Bewegung,
tun, aber sicher auch mit dem öffentlichen Diskurs. Künstlerinnen und Künstler oder andere stark von der Pandemie.
Ökonomisch betroffene Sektoren, hatte eine schwere Erzählung zu erzählen, wenn sie sich den Raum der Straße genommen haben.
Einerseits diese Bewegung neben sich hatten und andererseits die Diskussion immer sehr stark dann eher auf die
Form des Protestes gerichtet war und wie halten sie sich an die Regeln oder nicht? Und sozusagen die Forderung selbst und das ist ja sonst das Ventil von Protest, nämlich öffentlichen Diskurs.
Zu erzeugen, meines Erachtens einfach dann stärker äh weniger stark sich entfalten konnte, als in normalen Zeiten. Deshalb.
Die, glaube ich, nicht vergesse.
Florian Binder
Dann möchte ich noch eine allerletzte Frage stellen. Du bist ja dann auch
ganz am Ende sind, sie haben das gerade schon ein bisschen angesprochen, dieses Verschwörungstheorethema, was auch noch hier aufkam, wäre die Frage, ob diese zunehmende Verbreitung von Verschwörungstheorien in diesem Milieu vielleicht zu einer Verringerung des Mobilisierungspotenzials gesamt führen kann
und was ein Zusammenspiel aus sinkende Mobilisierungspotential bei gleichzeitig zunehmender ähm Radikalisierung,
auch im Hinblick vielleicht auf die Sicherheitslage in Deutschland bedeuten könnte.
Swen Hutter
Das finde ich sozusagen ist die interessante Frage der nächsten Monate, weil die Menschen sind da, die Bewegung ist aber, glaube ich, nicht mehr der fokale Punkt und die Frage ist, wo wo sind die dann wieder.
Sozusagen zu finden, gehen die zurück in ihre eigenen Milieus, wie die Impfgegnerinnen und ist es da sozusagen noch eine stärkere Distanz zum Staat und den Institutionen.
Oder ist es trotzdem sowas vereinteres? Und das macht es glaube ich fast schwieriger.
Also für uns als Wissenschaftlerin, aber auch für die Elite mit dem umzugehen, weil sie eben diesen Vokalen Akteur in der Straße, ich glaube nicht, dass die Querdenker als Bewegung.
Sozusagen so stark überleben werden, aber die Menschen sind sozusagen da, aber das ist auch so ein bisschen.
Florian Binder
War der Vortrag, den Sophia Hunger und Sven Hutta in unserem digitalen Collagium am dreißigsten Juni zweitausendeinundzwanzig.
Sie konnten ein paar neue Erkenntnisse und Anregungen mitnehmen. Wenn sie mögen, dann abonnieren und teilen sie doch gerne den Podcast. Außerdem freuen wir uns.
Auf Apple Podcasts oder dem Portal ihrer Wahl. Auf Twitter sind wir erreichbar unter ad Corona-Zotz. Wir danken fürs Zuhören.