Soziologische Perspektiven auf die Corona-Krise – coronasoziologie.blog.wzb.eu

Transkript: Ulrike Burrmann und Sebastian Braun: Die Sportvereine in Zeiten der Corona-Pandemie – Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung

ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.


Joshua Perleberg
Und damit herzlich willkommen zur neuen Ausgabe unseres Podcasts zur soziologischen Perspektiven auf die Corona-Kri.
Mein Name ist Joshua Perleberg, ich bin wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
Am dreißigsten Juni zweitausendeinundzwanzig hielten Ulrike Buhrmann und Sebastian Braun einen Vortrag mit dem Titel, die Sportvereine in Zeiten der Corona-Pandemie. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung.
Öffentliche Diskussionen über Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Sportvereine in Deutschland werden derzeit breit geführt.
Physische Abstandsregeln und Kontaktbegrenzungen limitieren die Kreativitäten der Sportvereine unter anderem in Hinblick auf sportliche und gesellige Aktivitäten.
Der Vortrag liefert auf Grundlage einer im zweiten Lockdown durchgeführten repräsentativen Onlinebefragungen mit Erwachsenen, empirische Daten im Hinblick auf die ausgewählten Strukturmerkmale der Sportvereine.
Ulrike Buhrmann ist Professorin an der Humboldt Universität zu Berlin und dort Leiterin der Abteilung Sportpädagogik am Institut für Sportwissenschaft sowie Leiterin der Abteilung Integration, Sport und Fußball am BIM.
Sebastian Braun ist ebenfalls Professor an der Humboldt Universität zu Berlin und dort Leiter der Abteilung Sportsoziologie am Institut für Sportwissenschaft.
Nun viel Spaß mit dem Vortrag.
Ulrike Burrmann
Ja, vielen Dank für die Einladung äh zu diesem Kolloqium. Wir haben uns sehr gefreut äh über äh erste Ergebnisse unseres äh Projekts
äh zu sprechen.
Die Daten stammen aus einem Projekt, Ehrenamtlichkeit im Sport während der Corona-Pandemie, welches Sebastian Braun und ich eingeworben haben beim Bundesinstitut für
Sportwissenschaft und ähm der Vortrag erfolgt einer klassischen Gliederung. Äh wir werden.
Mit einer Problemlage und Fragestellung einsteigen, dann gebe ich zu Sebastian Braun weiter, der die theoretische Rahmung vornimmt und einiges zur Methode der Bevölkerungsbefragung äh darstellt. Wir teilen uns äh die Ergebnisdarstellung und die Diskussion geht ja dann auch über in die
Fragerunde.
Ja, was ist die Problemlage äh dann? Es sind äh natürlich die Folgen der Corona-Pandemie für das Vereinswesen in Deutschland generell und speziell für die Sportvereine
Auf der einen Seite werden lokale Vereine und vor allem die ehrenamtlich und freiwillig engagierten als Paradebeispiel für Praxisnah, Solidarität
in einem gesellschaftlichen Ausnahmezustand herausgestellt. Auf der anderen Seite fürchten Verbände, wie zum Beispiel Sportverbände unter dem Dach des DOSB.
Massive Rückgänge von Mitgliedschaften und engagierten in den Vereinen vor Ort in Folge ökonomischer Unsicherheiten, veränderter zeitliche Anforderungen in der Lebensführung
vor allem auch in Folge vielfältige Einschränkungen des Vereinslebens im Rahmen der äh zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus.
Wir haben uns äh die Frage gestellt, wie haben sich denn Mitgliedschaften das ehrenamtliche und freiwillige Engagement der Mitglieder.
Um deren Bindung an den Verein bis in den zweiten Lockdown des Winters zwanzig zwanzig einundzwanzig hinein verändert.
Sebastian Braun
Wir haben uns auf äh theoretischer Ebene.
Auf einschlägige Organisationstheoretischer Arbeiten, über freiwillige Vereinigungen und speziell Sportvereine
konzentriert und dabei komme ich gleich noch darauf zu sprechen, zwischen Personalen, Leistungserstellenden
Identifikatorischen Ressourcen solcher Vereinigungen unterschieden. Ähm zu denken ist etwa an die Arbeiten von Heinz-Dieter Horch, Klaus Heinemann, Siegfried Nagel, Annette Zimmer und
anderen mehr, die dazu ähm viel gearbeitet haben
Hat in seinen Vergleichenden äh Arbeiten mit privat gewerblichen und staatlichen Organisationen diesen analytischen Idealtypus eines Vereins.
Als demokratische, ehrenamtliche, freiwillige Vereinigung bezeichnet, also ein freigewählter Zusammenschluss von natürlichen Personen
vor dem Hintergrund eines spezifischen Vereinsziels äh gemeinsam ihre Ziele verfolgen und die Mitglieder sind dementsprechend der Souverän, die im
Rahmen ihrer demokratischen Willensbildungs und Entscheidungsstrukturen die Vereinsziele aushandeln und dann wiederum äh durch freiwillige Zeit und Wissens, aber in natürlich auch Geldspenden in die Praxis umsetzen.
Wirtschaftlichen Orientierungsmaßstab bilden, dementsprechend Bedarf wirtschaftliche Ziele. So viel zum äh Idealtypischen Hintergrund.
Wenn man das ein bisschen weiterdenkt, dann kann man sagen, dass die personalen, leistungserstellenden Identifikatorischen Ressourcen quasi die Organisationsstruktur und.
Kultur eines lokalen Sport, Freizeit
Kunst, Kultur oder Heimatvereins aufrecht erhalten. Und insofern ist es nicht erstaunlich, dass in der Vereinsforschung ebenso wie im verbandspolitischen Diskussion Mitgliedschafts und Engagement wurden im Verein
besonders im Vordergrund stehen. Erstens ist die Mitgliedschaft äh die personale Ressource, denn.
Die finanziellen und sachbezogenen Spenden sind maßgebliches ökonomisches Kapital der Vereinigung und auch gegenüber der gesellschaftlichen Umwelt sind Mitgliedschaftsquoten ähm so etwas wie ein politisches Kapital, organisationaler Verhandlungsmacht
Zweitens ähm das ehrenamtliche und freiwillige Engagement. Der Mitglieder bildet die leistungserstellende Ressource des Vereins der Mitglieder
spenden ihre Zeit und ihr Wissen freiwillig, um die Strukturen und Angebote des Vereins zu ermöglichen und je nach Zielsetzung können sich die Leistungsangebote an die Mitglieder selbst richten.
Wie das bei Sportvereinen ähm in der Regel der Fall ist, äh
Das wären dann sogenannte Binnenorientierte Vereinigungen. Sie können sich an der gesellschaftlichen Umwelt orientieren, indem sie Einfluss versuchen auszuüben. Das wären dann
sogenannte außen orientierte Vereine oder sie können sich eben auch an den Bedarfen von Dritten ausrichten, sozusagen als fremdbezogene Vereinigung.
Für die Aufrechterhaltung der Mitgliedschaft und der Bereitschaft, speziell auch der Bereitschaft zu einem ehrenamtlichen Engagement in den lokalen Sportvereinen, allerdings nicht nur
dass die Mitgliederinteressen mit den Organisationszielen weitgehend übereinstimmt, sondern dass auch ein
kontinuierliches, partizipatives und vielfach auch geselliges Vereinsleben existiert über das.
Gefühle der Zugehörigkeit, der Einbindung.
Also sozusagen die affektiven, affektive Ebene der Mitgliedschaft gestützt und gestärkt werden. Man kann das auch als eine Art Identifikatorischer Ressource des Vereins beschreiben. Und wir haben vor dem Hintergrund aus dem Forschungsstand versucht, verschiedene Annahmen für unsere empirische Analyse
mit Blick auf die Corona-Pandemie abzuleiten. Ich will nur ein paar andeuten, hinsichtlich
Personalen Ressourcen sind wir davon ausgegangen, dass die Sportvereine in Deutschland zwanzig zwanzig Mitgliederverluste in Folge
der Grad ja auf physischen Kontaktbeschränkungen ähm und nicht nur sozialen Kompaktbeschränkungen, wenn man das so differenzieren kann
während der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen des Vereins im Lebens und der Vereinsangebote.
Zu verzeichnen hatten. Wir haben auch erwartet, dass während der Pandemie andere Mitgliedergruppen aus den Vereinen ausgetreten sind als vor der Pandemie, ähm da eben unerwartete strukturelle Veränderungen in der persönlichen Lebenssituation
Stichwort Kurzarbeit et cetera mutmaßlich die Entscheidung für einen Exit den Austritt aus dem Verein ähm.
Unterstützt haben oder geschärft haben. Und aus ähnlichen Gründen sind wir auch mit Blick auf die leistungserstellenden Ressource der Vereine
ähm speziell der Sportverein als bin orientierte Vereinigung von rückläufigen Engagement-Quoten ausgegangen und mutmaßlich dürfte sich auch in Folge der monatelangen
Einschränkung der Vereinstätigkeit, die
affektiv eingefärbte Vereinsbindung der Mitglieder gewissermaßen die Identifikatorische Ressource verändert haben
sich eine Vereinsbindung bei Sportvereinen vor allem auch eben durch die regelmäßige und alltägliche Mitgliederake interaktion reproduzieren dürfte.
Einer Schule weiter bitte.
Unter anderem den anderen äh nachzugehen, wurde mitten im zweiten Lockdown eine Bevölkerungsbefragung zur Ehrenamtlichkeit im Sportverein während der.
Corona-Pandemie in Deutschland durchgeführt. Äh Ulrike Bohrmann hat darauf eingangs schon hingewiesen, auch auf die fördernden
Kooperationspartner ist unter anderem der Deutsche Olympische Sportbund ähm befragt wurden dreitausendzweihundertsiebenundvierzig Personen
im Alter ab achtzehn Jahren, die vom vierzehnten zwölften zwanzig bis zum sechsten ersten einundzwanzig ähm durch das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Canta Public äh auf der Basis eines konzerninternen Online-Panels befragt wurde
Onlinebefragung
Bevölkerungsbefragung in Deutschland umfasst dreitausendzweihundertsiebenundvierzig Personen, wie eben schon gesagt, mit einer Quartierung nach Alter, Geschlecht
Schulbildung und Region, die Effektivität der Gewichtung liegt bei rund zweiundachtzig Prozent. Wir haben dann versucht, so einige Indikatoren
mit Blick auf diese drei Ressourcen in den Fragebogen unter anderem aufzunehmen, etwa mit Blick auf die personalen Ressourcen, aber nach Mitgliedschaften in verschiedenen Vereinigungen, Dauer der Mitgliedschaft, Zeitpunkt des Ein- und Austritts gefragt mit Blick auf die leistungserstellenden Ressourcen
nach dem ehrenamtlichen oder
und oder freiwilligem Engagement nach der Dauer des Engagements nach Corona bedingten Veränderungen oder dem Zeitpunkt der Beendigung des Engagements
Bezug auf die Identifikatorischen Ressourcen hat man zwei Corona-spezifische ITs zur Vereinsbindung herangezogen.
Damit kommen wir auch zu den empirischen Befunden. Ähm was sie sehen können ähm zunächst mal ein Rückgang der bundesweiten Mitgliederquote.
Den Sportverein während der Corona-Pandemie, also ungefähr zwischen März zwanzig und dem Erhebungszeitpunkt Ende zwanzig, Anfang einundzwanzig
Einerseits haben in diesem Zeitraum rund elf Prozent der erwachsenen Mitglieder
ihren Sportverein verlassen. Wenn man dann auch diejenigen Sportvereinsmitglieder berücksichtigt, die ihren Sportverein nach eigener Auskunft zum Erhebungszeitpunkt weniger als ein Jahr angehörten, dann
drei Komma also es sind so drei Komma fünf Prozent. Dann wird deutlich, dass die Vereinsaustritte nicht durch Neuantritte kompensiert wurden. Die
Kompensationsquote, das sehen Sie hier in Bezug auf die Mitglieder beträgt rund achtundzwanzig Prozent.
Insgesamt haben nach den Daten
die wir erhoben haben, die Sportvereine also rund acht Prozent der erwachsenen Mitglieder verloren. Das ist in der Grafik hier als Abwanderungsseido ähm.
Äh gekennzeichnet. Ähm.
Noch ein kurzer methodischer Hinweis dazu, der zeitliche Bezug während der äh Corona-Pandemie ähm Stichwort austritt.
Dürfte von dem Betrag von den Befragten in der Regel so mit März zwanzig zwanzig assoziiert worden sein
sodass wir den Zeitraum bis zum Befragungspunkt äh rund neun bis zehn Monate zu veranschlagen sind. Real dürfte sich also
Kompensationsquote etwas niedriger und der Abwanderungssaldo etwas höher darstellen als ausgewiesen, da der abgefragte Eintrittszeitraum weniger als ein Jahr
länger ist als der Abgefragte Austrittszeitraum. Und ähm wenn sie jetzt nochmal zum ehrenamtlichen und freiwilligen Engagement in den Sportvereinen schauen, dann lässt sich feststellen.
Dass der Anteil derjenigen, die ihr Engagement während der Corona-Pandemie beendet haben, höher ist als der Anteil diejenigen, die im Laufe der letzten zwölf Monate vor dem Erhebungszeitpunkt dazugekommen sind
allerdings weisen die Daten hier auf eine höhere Konstanz hin unter den veränderten Rahmenbedingungen als bei den Mitgliedschaften, die entsprechende Kompensationsquote liegt bei einundsechzig Komma fünf Prozent und der Abwanderungssaldo
bei rund drei Prozent.
Anders formuliert die große Mehrheit der Freiwilligen und ehrenamtlich Engagierten blieb also ihren Sportverein zumindest bis zum Erhebungszeitpunkt erhalten. Allerdings liegt's auf der Hand, dass auch ein hoher Anteil der engagierten Berichte das zeitliche Engagement reduziert zu haben.
Ulrike Burrmann
Zu den personalen Ressourcen wenn wir die Mitgliederverluste uns anschauen dann kommen die Sportvereine noch etwas besser weg als andere binorientierte Vereinigung, da liegt die Verlustquote bei circa elf
Prozent ähm
deutlich geringer als äh bei Binnen orientierten Vereinigungen fällt der Abwanderungssaldo bei außen orientierten Vereinigungen, also beispielsweise Parteien, eine Gewerkschaften aus, äh da liegt es bei circa sieben Prozent.
Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang aber auch die sozialstrukturellen Merkmale derjenigen, die ihre freiwilligen Vereinigungen wehren
und nicht bereits im Vorfeld der Corona-Pandemie verlassen haben.
Berechnet und dort zeigt sich, dass also verstärkt Vollzeiterwerbstätige
austreten, also die Wahrscheinlichkeit zu nicht
Vollerwerbstätigen ist zwei Komma fünfmal höher. Es sind vor allen Dingen Eltern mit jüngeren Kindern und es sind Frauen, wo das Austrittsrisiko während der Pandemie äh deutlich äh höher lag.
Es zeigen sich auch Unterschiede zwischen Personen, die während der Corona-Pandemie ausgestiegen sind und aktuellen Vereinsmitgliedern hinsichtlich Sozialstruktureller Merkmale
also äh Geschlecht, Migrationshintergrund äh und auch äh Bildungsabschlüsse sind bedeutsame Prädiktoren und hinzukommt äh dass Personen, die in ihrem sozialen Netzwerk weniger soziale Unterstützung mobilisieren können
deren Mobilisierungsfähigkeit während der Pandemie stärker nachgelassen hat, gehören mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Gruppe derjenigen an, die während der Corona-Pandemie ausgetreten sind.
Die Varianz Aufklärung der Modelle für die Sportvereine ist allerdings relativ gering mit acht Prozent, wenn wir alle freiwilligen Vereinigungen betrachten, dann liegt die Varianzaufklärung immerhin bei einundzwanzig Prozent.
Und äh zu dem Engagementquoten hat Sebastian Braun schon etwas gesagt. Also hier äh zeigt sich eben eine deutlich äh höhere Stabilität äh dann, also da lag ja die.
Verlust äh Quot oder Abwanderungssaldo bei circa drei Prozent.
Wie sieht's aus mit den identifikatorischen Ressourcen? Die abnehmende Häufigkeit, Partizipativer und in Sportvereinen sind ja vor allen Dingen sportliche Aktivitäten
und gesellige Aktivitäten im Vereinsleben hat bei den aktuellen Sportvereinsmitgliedern nicht dazu geführt, dass die Vereinsbindung gering ausgeprägt.
Im Gegenteil, äh wie sie hier sehen, äh ein Beispiel, ich werde auch nach der Corona-Pandemie noch Mitglied in diesem Verein sein. Äh da sagen achtundsechzig äh Prozent der Sportvereinsmi
die da stimmen diesem äh voll und ganz zu. Äh diese Zahlen sind etwas höher als das allgemein bei anderen äh gerade außen und fremdbezogenen Vereinigungen der Fall ist.
Komme ich zum kurzen äh Einstieg, was die Diskussion betrifft
Vereinigungen wie Sportvereine mit ihren Geselligkeitsorientierten Kommunikation als Strukturmoment des Vereinslebens haben stärkere Mitglieder
gänge zu verzeichnen als außen orientierte Vereinigung
wie beispielsweise Parteien und Gewerkschaften, die auch während der Pandemie Mitgliedschaften weitreichender stabilisieren können. Vermutlich weil sie gerade in turbulenten, gesellschaftlichen Zeiten spezifische Mitgliederinteressen gezielt im Gesellschafts
politischen Raum artikulieren.
Während der Corona-Pandemie sind andere Mitgliedergruppen aus den Sportvereinen ausgetreten als Vorbeginn der Pandemie. Allerdings lassen sich diese Unterschiede nicht allein auf unerwartete strukturelle Veränderungen in der persönlichen Lebenssituation
zum Beispiel Kurzarbeit oder mangelnde externe Ressourcenmobilisierung zurückführen
auffällig ist, dass die Austritte bei den Sportvereinen vor allem auch zu Ungunsten jener gesellschaftlichen Gruppen ausfallen
die die Sportvereinsforschung seit langem schon über ungünstigere Zugangschancen zu Sportvereinen diskutieren, nämlich Personen mit Migrationshintergrund,
bildungsfernere Gruppen, aber auch Frauen.
Man kann diese Ergebnisse einerseits so interpretieren, dass sich während der Corona-Pandemie bekannte soziale Ungleichheitsrelation im Hinblick auf die soziale Zusammensetzung von
Sportvereinen verschärft haben könnten, andererseits scheinen die Ergebnisse darauf hinzudeuten, dass Sportvereinsmitgliedschaften nicht nur eine Quelle zum Aufbau sozialer
Ressourcen sein können, sondern das Mitgliedschaften auch eines bestimmten Umfangs an sozialen Ressourcen, im persönlichen Lebensumfeld bedürfen, um sich an Sportvereinen
Verein dauerhaft anzuschließen. Und letztlich trotz des eingeschränkten Vereinslebens sind die leistungserstellenden
und Identifikatorischen Ressourcen der Sportvereine zum Erhebungszeitpunkt ausgesprochen hoch. Die Befunde könnten darauf hinweisen, dass die Sportvereine in ersten rund zehn Monaten da lebensweltlich spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie, vor allem diejenigen, mit
Lieder halten und gerade auch jene engagierten Mitglieder zum Weitermachen mobilisieren konnten,
man im weitesten Sinne als so Strob neunzehnhundertneunundneunzig gemeinschaftskern bezeichnen kann, also Personen, die sich quasi die Selbstverständlich im Gemeinschaftsalltag
und als Ausdruck einer inneren Verbundenheit für Vereinsangelegenheiten interessieren und einsetzen. Folgt man dieser Interpretationsfigur
stellt die Exit-Option für viele der aktuellen Sportvereinsmitglieder und besonders für die engagierten Mitglieder möglicherweise derzeit.
Also zum Befragungszeitpunkt keine ernstzunehmende Entscheidungsalternative da. Äh einschränkend ähm
sei darauf hingewiesen, es war eben während des zweiten Lockdowns inzwischen ähm hat sich über lange Zeit, äh haben sich ja die äh Einschränkungen sind weitergeführt äh worden. Insofern ist das natürlich eine Limitierung äh unserer Daten. Wir hoffen.
Da wir Daten vor der Corona-Pandemie erhoben haben, dass wir zum weiteren Zeitpunkt weitere Daten erheben können, um Trendaussagen machen zu können.
Auch unter Einbeziehung weiterer Merkmale, äh dann beispielsweise Sozialkapitalindikatoren und es sei auch darauf hingewiesen, weil.
Aktuelle Daten, das ist die USB vorliegen, die geringere Austritte oder Mitglieder Verlustquoten
bekanntgeben, dass unsere Befragung ja auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung basiert und die Daten des DSB-Mitglieder Bestandsdaten ab.
Und damit sind wir zunächst erstmal am Schluss des Vortrags. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und wir sind gespannt auf Fragen.
Joshua Perleberg
Ja, vielen Dank für den interessanten Vortrag. Ähm ich würde genau da, wo sie geendet haben, auch äh direkt ähm
einhaken wollen, nämlich an den äh veröffentlichten Mitgliedszahlen, wie sie schon gesagt haben, ähm hat der DOSB
B äh etwas geringere ähm Austrittszahlen äh bekannt gegeben. Ähm da wäre aber tatsächlich noch die Frage, wie hat sich eigentlich die Mitgliedszahlen in denen's in der vergangenen Zeit vor Corona
entwickelt, also sind die da auch schon gesunken, sind sie dort äh gestiegen? Und äh welche Rolle spielt dabei äh insbesondere die äh demographische Entwicklung.
Ulrike Burrmann
Also wenn ich jetzt auf die DSB Bestandsdaten äh zurückkomme, weil die ja jährlich äh die Mitglieder äh Verluste oder auch Zugewinne äh darlegen, äh dann hat's äh in den letzten Jahren, also immer die Gesamtheit der Mitglieder nimmt, ähm ist es äh durchaus äh stabil geblieben, wenngleich äh sich
dann
sozusagen äh mit äh in in verschiedenen Altersgruppen äh dann äh mal zu Gewinne, Abzeichnungen, mal Verluste äh dann, also gerade im äh Bereich äh des Kindesalters äh konnten
Zugewinne auch in den letzten Jahren noch verzeichnet werden vom Organisationsgrad her während es bei jungen Erwachsenen, Erwachsenen eher Rückgänge zu verzeichnen waren, aber insgesamt ähm ist doch, wenn man so die Auf und Abs pro Jahr mal wegrechnet, dann eher äh dann
ähm eine relativ stabile Mitgliederquote zu verzeichnen gewesen.
Joshua Perleberg
Da möchte ich auch gleich noch mal einhaken. Sie haben gerade gesagt, dass die Jüngeren Erwachsenen tendenziell eher weniger sich beteiligt haben. Und dieses Mantra hält sich ja auch schon länger in den in den Sportvereinen
dass die Bereitschaft sich äh aus der Zivilgesellschaft, gerade bei diesen jungen, jungen Menschen, sich ehrenamtlich zu engagieren, beispielsweise auch.
Trainer oder ähm wichtige Funktionen in dem Verein ähm abzubilden
abgenommen hat, ähm ist dieser Trend tatsächlich auch jetzt in ihren Daten für die Corona.
Erhebung zu beobachten oder ist es tatsächlich vielleicht, dass dann dort ein Umdenken bei den Jüngeren stattgefunden hat, weil vielleicht andere äh Themen weggefallen sind, äh wo sie sich sonst äh soziale Kontakte ähm hergeholt haben? Ähm kompensiert werden.
Ulrike Burrmann
Äh bezogen auf äh das Austrittsrisiko jetzt während der Corona-Pandemie. Äh da war äh Alter äh kein Differenzierendes Merkmal, also da war das Risiko jetzt nicht größer oder geringer.
Allerdings zeigen sich eben in dem wer sich sozusagen freiwillig oder ehrenamtlich engagiert da zeigen sich durchaus Unterschiede
auch hinsichtlich der Altersgruppen. Sebastian, willst du da weitermachen?
Sebastian Braun
Ich hatte die Frage auch ein Stück weit noch ähm quasi verlängert, gesehen vor die äh Pandemie, wenn ich sie richtig verstanden habe. Also diese These des äh eines strukturellen Wandels, der Ehrenamtlichkeit im Sportverein hält sich ja nun über Jahrzehnte schon relativ hartnäckig
würde ich sozusagen mal auf der strukturellen Ebene einmal so beantworten. Äh sie haben bei.
Traditionellen Vereinen die Situation, dass die über den Modus der.
Bindung über das Sportangebot, das hineinwachsen in die Vereins äh Kultur und dann die Gewinnung für Ehrenamtliches und Freiwilliges Engagement im Modus haben, der
häufig aufgrund von hohen Mobilitätskosten, die jüngere Menschen äh zu leisten haben und vielem anderen mehr. Ähm so ohne weiteres nicht.
Immer passfähig mehr ist, so würde ich es mal vorsichtig formulieren. Heißt konkret, ähm ähm
langfristige Vereinskarriere als Modus der Gewinnung für spätere Ehrenamtlichkeit und freiwilliges Engagement
für die Vereine selbst gewissermaßen mehr Herausforderung, eher andersrum zu denken, dass man
von vornherein sozusagen versucht, ähm die junge Menschen auch an einen ehrenamtlichen, freigeistigen Engagement frühzeitig heranzubringen, weil die Frage ist, ob es eben noch die Dreißigjährige Vereinskarriere schlichtweg eben aufgrund von Mobilitätskosten, Individualisierungsprozessen und so weiter in Zukunft so geben wird, wie man das vielleicht noch aus den
früheren Jahrzehnten kennt. Und insofern vermengt sich dort häufig so eine Debatte zwischen Empirie
politischer Bewertung und sagen wir mal tatsächlichen Engagement Quoten in den Vereinen, die wir derzeit beobachten können.
Joshua Perleberg
Dann habe ich hier eine Frage bekommen ähm zu dem Punkt der finanziellen Beiträge. Ähm gibt es eine oder sehen sie die Möglichkeit, dass die Vereine ihre Mitgliederverluste äh reduzieren könnten
wenn finanzielle Beiträge auch Wunsch für die Pandemie ausgesetzt werden würden.
Ulrike Burrmann
Also wir haben jetzt nicht direkt äh danach gefragt, äh wie hoch der Mitgliedschaftsbeitrag äh ist, also insofern können wir aufgrund der Daten äh relativ wenig sagen, welchen Einfluss äh jetzt die finanziellen Ressourcen für den äh Austrittsgrund darstellen, allerdings
haben wir nach den Identifikatorischen Ressourcen gefragt und unter anderem auch äh dann ein Item, inwieweit äh sie eben ihren Mitgliedsbeitrag auch leisten, damit äh sozusagen der Verein auch
äh weiter existiert, also so als als Maß auch der der äh Mitgliederbindung
da ist eigentlich der überwiegende Anteil an Vereinsmitgliedern, die sagen, ja, wir bezahlen das äh dann auch äh weil.
Uns ist letztendlich wichtig ist.
Joshua Perleberg
In den Medien kursierten ja auch dann viele Vereinsbeispiele, wo äh Trainer beispielsweise sein digitale Angebote ähm versucht haben,
ähm an ihre Vereinsmitglieder zu bringen, indem beispielsweise die Trainings dann ähm ja aus dem Homeoffice würde ich's mal nennen, ähm aufgenommen wurden. Haben sie da zufällig auch ähm Daten zu wie diese Substitutionsangebote angenommen wurden?
Ulrike Burrmann
Wir haben danach gefragt, inwieweit äh sportliche ähm gesellige äh Aktivitäten oder auch Mitgliederversammlungen äh.
Dann stattgefunden haben, also auch äh inwieweit wie digital stattgefunden haben. Insgesamt ähm ist es natürlich äh deutlich runtergegangen, die Angebote, also sowohl sportliche als auch
äh gesellige Aktivitäten, aber äh unsere Daten zeigen auch, dass gerade jüngere.
Dann die die Angebote gemacht haben, digital und entsprechend die dann auch genutzt wurden.
Joshua Perleberg
Dann ist noch eine Frage so zu einem kleinen Ausblick sozusagen. Wir haben ja jetzt beobachtet und auch die Zahlen des BOSB weisen darauf hin, dass die Mitgliederzahlen rückläufig waren während der Corona äh Pandemie. Und da ist die Frage, ob sie eine Erholung sozusagen erwarten. Das heißt, dass in im nächsten
ja dann die Mitgliederzahlen überproportional äh ansteigen könnten.
Sebastian Braun
Hm, so eine Frage ist natürlich immer unheimlich schwer zu beantworten, weil wir auch noch nie in die Corona-Glaskugel
aber ähm ähm was das letztlich für dies Sportverhalten äh der Bevölkerung betrifft, glaube ich, ist momentan relativ schwer abzuschätzen. Also ob er sozusagen schon unterhalb der
Ulrike Bohrmann kann gerne gleich äh ergänzen unterhalb der Oberfläche
zunehmend Interessen sozusagen an Individualsportarten entstanden sind, die man outdoor betreiben kann, ohne zeitliche Verpflichtung oder ob grade das gesellige Moment des Zusammenseins ähm in, in, in Gruppen, äh, über die, die man monatelang nur digital
erleben konnte. Ähm zunehmend äh vermag ich an der Stelle nicht abzuschätzen, da ist mir die Glaskugel einfach äh zu durchsichtig.
Joshua Perleberg
Kam hier gerade eine Frage dass die bayrische Staatsregierung verkündet hätte für das kommende Schuljahr Zuschüsse Mitgliedschaft in Sportverein zu übernehmen.
Ähm und da sind wohl dreißig Euro ähm im im Raum und da ist die Frage, wie sie denn diese diese Maßnahme beurteilen würden.
Ulrike Burrmann
Die Frage ist immer dann an wen richtet sich die Gruppen? Also wir haben ja die Zuschüsse, die jetzt beispielsweise dann auch an Familien äh gegangen sind, die es sich nicht leisten äh können, die eben über entsprechend.
Budgets eben unter anderem auch Sportvereinsmitgliedschaften finanziert bekommen, die also da
würde ich sagen, äh dann macht es durchaus Sinn, wenn's auch so niedrigschwellig ist, dass auch die Gruppen äh dann dies betrifft äh entsprechend äh.
Wenig äh Bürokratie äh Aufwand betreiben müssen, um um den Zuschuss zu erhalten und äh das dann ähm in
unter anderem auch in in Vereinsmitgliedschaften äh zu stecken. Ich denke, wichtig ist, äh dass irgendwie die Bindung gerade, also wir haben ja jetzt die Erwachsenen äh erhoben und äh wir wissen selbst, äh.
Welche Routinen sich bei uns oder Gewohnheiten sich bei uns in den letzten anderthalb Jahren äh so verändert haben oder neu ausgebildet haben und ich denke, da geht's vor allen Dingen auch darum, äh wie schaffen wir es, äh dann
äh auch gerade Kindern und Jugendlichen wieder äh den Zugang zu solchen organisierten äh Angeboten äh.
Schmackhaft oder attraktiv zu machen und dass sie dann wieder gewohnheitsmäßig auch diesen Aktivitäten nachgehen äh und das ist glaube ich.
Rage, die die Sportvereine der.
Joshua Perleberg
Das war der Vortrag, den Ulrike Buhrmann und Sebastian Braun in unserem digitalen Kolloqium am dreißigsten Juni.
Gehalten haben. Wir hoffen, sie konnten ein paar Anregungen mitnehmen. Wenn sie mögen, dann abonnieren und teilen sie doch gerne den Podcast. Außerdem freuen.
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