Hallo auch von mir. Vielen Dank für die nette Anmoderation. Ich freue mich, dass ich heute die Möglichkeit habe,
diesem Format unser Forschungsprojekt ungleicher Familienalltag durch die Coronapandemie vorstellen zu können. Jetzt habe ich vor lauter Vorfreude glatt vergessen die Aufnahme zu starten. Das muss ich noch nachholen. So ähm,
Mit uns meine ich in dem Fall ähm die Projektleiterin Frau Professorin Katharina Manderscheid von der Universität Hamburg, die ebenso zugeschaltet ist sowie den studentischen Mitarbeiter Amarcuk,
Robert Vollmer und Diana Hölscher vom Sozialforschungsinstitut INFAS aus Bonn,
Ich bin Lorenz Gitke, wie grad schon von Frau Müller-Brandbeck eingeführt und bin der wissenschaftliche Mitarbeiter in dem Projekt.
Ähm in der nächsten Viertelstunde werde ich ihnen zum einen den Projekthintergrund darstellen und zum anderen erste Einblicke in unsere qualitativen Daten, die wir aktuell erheben geben.
Werde ich den Fokus auf die Dimension Zeit und Raum und deren Veränderungen durch die Pandemie richten,
In der öffentlichen Aufmerksamkeit dominierte vor allem zu Beginn der Pandemie das Bild, das die Menschen auf einmal viel Zeit für Hobbys zur Verfügung hatten, die sie zum Beispiel auch für ihre Familie nutzten.
Weniger beachtet wurde jedoch, dass für viele die Pandemie zu einer Beschleunigung des Alltags geführt hat.
Eine zweite Dimension, die zwar immer wieder angesprochen, aber noch nicht systematisch einbezogen wird, ist der Raum. Es geht primär um Wohnraum und Wohnumfeld, aber auch die Nutzung virtueller Räume.
Und Stadtquartier sind in der Pandemie nicht mehr nur Ausdruck ungleicher ökonomischer Ressourcen, sondern werden zunehmend zu Verstärkern von Ungleichheit.
Beiden Dimensionen geht es nicht ausschließlich um die individuelle Quantität von Raum und Zeit, sondern um die Intra- und interfamilialen Unterschiede im Erleben und den Gestaltungsspielräumen.
Ich aber gleich erste Befunde dazu präsentieren werde, möchte ich ihnen zunächst das Projekt vorstellen.
Der Fokus unserer Forschung liegt auf der Frage, ob die Auswirkungen der Pandemie den gesellschaftlichen Ungleichheitslinien folgen,
Beginn gab es in den Medien und Politik häufig die Aussage, dass das Virus keine Unterschiede kenne, was sich aber schon früh als falsch herausgestellt hat.
Verlieren ihre Ställe oder sind in Kurzarbeit, andere arbeiten vor Ort wie zuvor, wieder andere arbeiten im Homeoffice. Es bestehen also schon rein ökonomisch und arbeitsplatzbezogen Ungleichheiten.
In anderen Beiträgen dieser Vortragsreihe wurde bereits darauf verwiesen, dass nicht nur bestehende Ungleichheiten verstärkt werden, sondern neue Bruchlinien auftreten,
Beispielsweise dürften die Folgen für Kinder durch Schulschließungen auch in Abhängigkeit von Familienkontext Ungleichheit ausfallen,
Die Frage ist also, was genau passiert in Familien, in verschiedenen sozioökonomischen Kontexten.
Ausgangspunkt ist also die Familie als Dreh- und Angelpunkt verschiedener Lebenssituationen in einem Haushalt.
Bei der Auswahl der Untersuchungsräume war die Annahmeleitend, dass in der Pandemie die räumliche Dimension, also Stadtquartier, Wohnung, einen relevanten Einfluss hat. Wir beschränken uns auf städtische Räume, untersuchen aber dort privilegierte und benachteiligte Quartiere.
Zudem vergleichen wir zwei Städte, eine eher prosperierende Stadt und eine eher sozioökonomisch benachteiligte Stadt,
Um die Reproduktion von Ost-West, Stereotypen zu vermeiden, wurden mit Schwerin eine prosperierende Stadt in den neuen Bundesländern und mit Bremerhaven eine benachteiligte Stadt in Westdeutschland gewählt.
Für die Auswahlwaren ähnlicher Raum, Typ und Größe, Kaufkraft sowie Infrastruktur.
Die Besonderheiten unserer Studie sind zum einen die Orientierung an die Arbeitslosen von Mariental.
Zum anderen ist es die Wahl von Familien als Untersuchungseinheit. Dadurch sollen Effekte des Zusammenlebens in den Blick genommen werden, die im Pandemiealltag verschärfend oder erleichternd wirken,
Gehen wir Methoden plural und explorativ vor. Zunächst wurde eine Medienanalyse und eine Literaturauswertung durchgeführt,
Hat eine quantitative Online-Befragung von Familien realisiert, welche die Möglichkeit bietet als Längsschnitt-Befragung fortgesetzt zu werden.
Die Auswahl geht auf eine Ziehung einer stadtteilbasierten Stichprobe aus den Einwohnermelderegistern zurück,
Insgesamt haben 926 Personen aus 502 Haushalten an der Umfrage teilgenommen.
Parallel fanden qualitative Expertinnenbefragungen und Kurzgespräche vor Ort statt.
Aktuell führen wir vertiefende, qualitative Familieninterviews durch, in denen wir beide Elternteil, beziehungsweise bei Alleinerziehenden nur eines, sowie ein Kind, das mindestens zehn Jahre alt ist, unabhängig voneinander befragen.
Im gesamten Forschungsprozess werden in Auseinandersetzungen mit Material und Gegenstand Thesen entwickelt und weiterverfolgt,
Unsere Ergebnisse wollen wir abschließend Politik, gesellschaftlichen Akteurinnen und der breiten Bevölkerung kommunizieren.
So, jetzt ähm nach dieser Kurzvorstellung möchte ich Ihnen einen ersten Einblick in die Befunde zu zur zeitlichen und räumlichen Dimension aus unserer Familienbefragung geben.
Noch mal wichtig zu erwähnen, dass es sich dabei um Work and Progress handelt. Wir befinden uns aktuell mitten in der qualitativen Datenerhebung und haben mit der regelgeleiteten Analyse des Materials noch nicht begonnen.
Ist das qualitative Sample noch in Richtung sozioökonomisch besser gestellter Familien verzehrt?
Lassen sich erste spannende Befunde identifizieren, die wir in der zukünftigen Auswertung weiterverfolgen werden.
Die Zahlen von Impfers vermitteln einen ersten Eindruck, wie sich die Zeitverwendung durch die Pandemie verändert hat.
Wie viel Zeit beispielsweise zusätzlich für die Betreuung von Kindern investiert wird, ist abhängig vom ökonomischen Haushaltsstatus. Je höher der Status, desto weniger Personen bringen zusätzliche Zeit für die Betreuung ihrer Kinder auf.
Gleichzeitig steigt mit dem Status der Anteil derer die gleich viel Zeit wie vor der Pandemie aufbringen.
Weniger Zeit für die Berufstätigkeit wird eher in Haushalten mit niedrigem Status aufgebracht. Mehr Zeit eher in Haushalten mit einem sehr hohen Status.
Dagegen nimmt der Anteil derer, die weniger Zeit mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin verbringen mit dem ökonomischen Status des Haushalts zu.
Zeit für soziale Kontakte wird in allen Gruppen reduziert. Der Anteil derer, die weniger Zeit mit Personen außerhalb ihres Haushalts verbringen, steigt mit dem ökonomischen Haushaltsstatus aber an.
Diese ersten Erkenntnisse können wir dann jetzt mit unseren qualitativen Daten etwas kontextualisieren.
Wohl größten Veränderungen für Familien brachten die Schulschließungen und die Umstellung der Arbeit mit sich,
Besonders betroffen waren Familien mit mehreren Kindern, in denen beide Eltern arbeiten und den Anspruch haben, die Care-Arbeit gleichmäßig aufzuteilen,
Trafen Umstrukturierung und Neuorganisation der Arbeit und des Familienlebens zusammen. Durch die angestrebte, gleichmäßige Verteilung der Betreuungs-und Haushaltsaufgaben mussten sie ihre bisherigen Zeitarrangements neu aushandeln und der Situation anpassen.
Für eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, die sich nicht lange vor der Pandemie selbstständig gemacht hatte, waren Neuakquise, der durch die Pandemie weggebrochenen Aufträge und gleichzeitige Organisation des Heimunterrichts eine große Herausforderung.
In allen Fällen resümieren die Befragten, dass sie schnell feststellen mussten, dass sie Homeoffice und Schooling nicht gleichzeitig realisieren konnten,
Angesichts dieser neuen Herausforderung teilten sich die Paare auf. Während ein Elternteil vormittags arbeitete, kümmerte sich das andere Elternteil um die Kinder. Nachmittags wurde dann getauscht. Die Arbeit, die tagsüber nicht geschafft wurde, wurde in die Abend- und Nachtstunden verlagert.
Alleinerziehende Mutter konnte sich natürlich die Betreuungsarbeit nicht aufteilen. Das bedeutete für Sie auch, dass Sie Ihre Arbeiten zulasten der eigenen Erholung in den Arbeit- und Nachtstunden erledigte. Für Sie war die Folge ein Hörsturz.
Diese Probleme hatten aber nicht alle bisher befragten Familien. Eine Mutter, die während der Pandemie eine Umschulung von zu Hause ausmachte und deren Partner in einer Führungsposition Vollzeit arbeitet, resümiert den ersten Lockdown folgendermaßen.
Man war einfach mal entspannt. Man hatte nicht mal hier einen Termin, mal da einen Termin, sonst mal irgendwas.
Der Partner führt zusätzlich dazu aus, dass die Betreuung der Kinder zu massiven Problemen geführt hätte, wenn seine Lebenspartnerin genauso viel gearbeitet hätte wie er.
Es wird also deutlich, dass Familien unterschiedlich von den neuen Herausforderungen betroffen sind. Ist die Aufgabenverteilung ausgeglichen und sind die Zeitarrangements komplett?
Komplex, Entschuldigung, sind bei der Erwerbstätig, müssen ihre Arbeit umstrukturieren und haben hohe berufliche Eigenverantwortung. Dann steigen auch die Belastungen durch die Eindämmungsmaßnahmen.
Zusätzlich hat natürlich die Anzahl der Kinder im Haushalt einen erheblichen Einfluss auf die Belastung.
Die neuen Herausforderungen und Belastungen wirken sich auf die Tagesstruktur der Familien aus. Gerade für die Familien mit angeglichener Aufgabenverteilung und die selbstständige, alleinerziehende Mutter mit den zwei Kindern war eine feste Tagesstruktur wichtig.
Zeigt sich exemplarisch im folgenden Zitat der alleinerziehenden Mutter. Hier durfte keiner in den Tag reinleben, weil ich dachte, dann gehen wir unter.
In allen drei Fällen versuchten die Eltern zu Beginn der Pandemie eine sehr ausdifferenzierte Tagesstruktur mit Stunden und Arbeitsplänen zu etablieren. Schnell erkannten sie jedoch, dass ein starrer Tagesplan viel zu unflexibel und im Alltag nicht umzusetzen war.
Wurden Ankerpunkte wie eine feste Aufstehzeit und ein gemeinsames Mittagessen beibehalten.
Auf die Kinder dieser Familien wirkte sich die Umstellung in ähnlichem Maße aus. Alle berichten, dass ihr morgen entspannter geworden seid. Dagegen hatte die fehlende zeitliche Strukturierung durch die Schule beim Home Schooling negative Konsequenzen.
Befragten Kinder dieser drei Familien erzählen, dass sie mitunter zu viel Zeit für Schulaufgaben benötigt hätten,
hatte zur Folge, dass sie weniger zur Zeit zur Verfügung hatten, um sich mit Freundinnen zu treffen. In diesen Fällen zeigt sich dann eine Entgrenzung von schulischer und privater Sphäre.
Anders war's bei der Familie, in der die Mutter eine Umschulung absolvierte und der Partner in einer Führungsposition arbeitet. Sie sagt, im Endeffekt hat man in den Tag hinein gelegt.
Auch ihre Tochter habe für die Schule nur das Nötigste und auf den letzten Drücker gemacht,
Laut der Tochter habe sich damit ihr Tagesablauf verändert und Tag-Nacht-Rhythmus nach hinten verschoben.
Es zeigt sich also, dass die Familien unterschiedlich auf die neuen Herausforderungen reagiert haben. Manche haben eine neue Alltagsstruktur etabliert, andere haben ihre Zeit nicht strukturiert.
Dabei scheint ein Zusammenhang mit der Beschäftigungssituation der Eltern zu bestehen,
Dargestellten Fällen zeigt sich zudem ein Zusammenhang zwischen der elterlichen Alltagsstrukturierung und den Erfahrungen der Kinder zu viel Zeit für Homeschooling benötigt und zu wenig für Freizeit gehabt zu haben.
Aspekten werden wir in der Auswertung des Interviewmaterials weiter nachgehen.
Neben Zeit für Arbeit und Schule ist Freizeit ein wichtiges Thema. Hier zeigen sich die größten Unterschiede innerhalb der Familie.
Freizeit ist Primärzeit, die Eltern außerhalb des Familienkontext selbstbestimmt zur Verfügung haben und sie hat offenbar eine starke Ausgleichsfunktion zur Erwerbsarbeit und Kehrarbeit.
Die Eltern geht der zusätzliche Zeitaufwand für Arbeit und Kinderbetreuung zu Lasten der eigenen Freizeit und der Zeit für die Paarbeziehung, die auch ohne Krise knapp sind.
Schildern vor allem die Familien mit der angestrebten auch ausgeglichenen Aufgabenverteilung und die selbstständige, alleinerziehende Mutter,
Das Funktionieren des Systems Familie sicherzustellen, dürfen sie sich keine Auszeit erlauben.
Die Befragten dieser drei Familien befinden sich nah an ihren Kapazitäts- und Belastungsgrenzen oder haben sie bereits überschritten. Jedoch versuchen sie, sich freie Momente zu nehmen, in denen sie Sport treiben, meditieren, sich mit Freundinnen virtuell treffen oder mit Nachbarinnen Zeit verbringen,
Am Ende ihres Interviews resümiert eine gut situierte Mutter, ich hätte mir am meisten Zeit gewünscht. Das, was mir gefehlt hat, Zeit.
Gerade für Eltern bedeutet die Pandemie also eine Beschleunigung des Alltags durch die erzwungene Übernahme von zusätzlichen Aufgaben.
Dies geht zu Lasten von selbstbestimmter Zeit und Zeit zum Regenerieren und Schlafen.
Diese Eindrücke bestätigen auch die offenen Nennungen auf die Frage für welche Tätigkeiten hätten Sie gerne mehr Zeit in der Online-Erhebung von Infas deutlich,
wie Nennungen wie Zeit für Freundinnen treffen, Zeit für mich, Zeit für Sport, Zeit für Erholung, Zeit für braunes, Zeit für schlafen, Zeit für meinen Partner, meine Partnerin zeigen, dass Freizeit, Erholung und Zeit für die Partnerschaft
zu kurz gekommen sind während der Pandemie,
Für die Kinder hingegen bedeuteten insbesondere die äh die,
oder drei, je nachdem wie man's sehen will, Lockdowns, Langeweile.
Erzählen sowohl die befragten Eltern als auch die Kinder selbst. Langeweile ist in dem Kontext vor allem unstrukturierte Zeit.
Sie haben aber auch neue oder ins Vergessen geratene Hobbys und Zeitvertreibe wie Lesen, Hörspiele, Zeichnen mit Legospielen et cetera für sich wiederentdeckt,
Zeit verbringen sich jedoch mit digitalen Geräten oder im virtuellen Raum, womit ich zum nächsten Thema komme.
Dazu und Nutzung von virtuellen Räumen durchziehen den Familienalltag als Konfliktthemen,
Dieser Stelle wird die intrafamiliale Relationalität von Zeitverwendungen sichtbar,
auch die unterschiedlichen Bedeutungszuschreibungen, die digitale Geräte haben,
Eltern, die ihre Kinder sehr strikt reglementieren und kontrollieren. Demgegenüber gibt es Eltern, die das Nutzungsverhalten ihrer Kinder problematisieren, sich aber macht und hilflos fühlen.
Diesen Polen können Eltern eingeordnet werden, die zwar die Nutzung reglementieren, aber auch bereit sind Ausnahmen zuzulassen oder Regeln weniger streng auszulegen.
Auffällig ist, dass Eltern von Vor-und Grundschulkindern digitale Medien wie Fernsehen und Netflix nutzen, um die Kinder zu beschäftigen und sich Zeit zum Arbeiten zu verschaffen,
Mutter erzählt von ihrer jüngsten Tochter, die sehr schnell verstanden hatte, dass sie fernsehen darf, wenn die Mutter in Ruhe arbeiten müsse.
Wirft sie sich selbst vor, dieses Mittel zu oft genutzt zu haben, um ihre Tochter ruhig zu stellen.
Das Beispiel zeigt die Ambivalenz von Eltern hinsichtlich des positiven Nutzens und der negativen Effekte, wenn sie ihre Kinder digitale Medien nutzen lassen.
Wahrnehmung und Bewertung der sozialen Handlung, Nutzung von Social Media und Online Games ist bei Eltern und Kindern sehr differenz.
Eltern sprechen von Zocken, rumdaddeln und Zeitverschwendung. Für manche Eltern ist die Nutzung digitaler
eine wesentlich weniger wertvolle Tätigkeit als beispielsweise das Lesen eines Buches oder Spielen im Garten.
Kinder hingegen ist es soziale Interaktion und Austausch mit Freundinnen, insbesondere wenn andere Räume wie Sportvereine, Kinos, Freizeitparks et cetera geschlossen sind und Kontaktbeschränkung gelten.
Das Potential digitaler Medien wird von Eltern, die mit Verweis auf Gefahren und negative Effekte die nutzungsstark einschränken oder unterbinden vernachlässigt,
Zeigt sich möglicherweise einer der größten generationalen Unterschiede zwischen Eltern und Kinder.
Virtuellen Räumen finden Freizeit und Rückzug natürlich auch in physischen Räumen statt,
diese zur Verfügung stehen,
hängt primär von Wohnquartier und Wohnbedingungen ab, daneben kommen aber auch weitere sozioökonomische Merkmale zum Tragen, wie das folgende Beispiel zeigt,
Familie in unserem Sample lebt in einem bürgerlichen Viertel mit Einfamilienhäusern. Sie sind gut in die Nachbarschaft integriert, die Kinder und Erwachsenen sind befreundet und verbringen Zeit miteinander, auch während der Lockdowns.
Abends trafen sie sich mit der Nachbarsfamilie häufiger im Garten, an der Feuerschale bei bei Stockbrot.
Der Vater räumt ungefragt ein, dass dabei auch geltende Kontaktregeln missachtet wurden,
Wohnlage im bürgerlichen Viertel mit Eigenheim, hätte sie aber vor behördlicher Verfolgung geschützt.
Der Vater einer anderen vor ein paar Jahren aus Syrien Geflüchteten Familie, die zu acht in einer 79 Quadratmeterwohnung in einer Hochhaussiedlung am Stadtrand wohnt, erzählt hingegen, dass er sich während der Lockdowns wie ein Vogel im Käfig gefühlt habe.
Kinder konnten während des ersten Lockdowns nicht draußen spielen, da der einzige Spielplatz im Quartier gesperrt war,
Als es zum zweiten Lockdown im Winter kalt, nass und dunkel gewesen war, sei es eine große Belastung gewesen mit so vielen Personen, die nicht nach draußen dürfen, in einer Wohnung zu sein.
Er berichtet, dass er einmal durch den Türspion Polizistinnen im Hausflur beobachtet habe,
lauschten, ob Familien im Haus gegen die Kontaktregeln verstoßen würden.
Es wird deutlich, dass durch die Wohnlage im Einfamilienhausviertel mit Nähe zum Park und dem Eigenheim im Garten ganz andere Möglichkeiten bestehen, Räume zu nutzen, um den alltäglichen Belastungen und Herausforderungen zu entgehen.
Wohnlage kann sogar vor behördlicher Sanktionierung schützen und somit weitere Freiheiten eröffnen,
Für die nächsten Interviews ist es wichtig, dass wir Familien befragen, die nicht über so priviligierte Platzverhältnisse verfügen, wie die meisten im bisherigen Sample und das führt mich auch schon zu unserer letzten Folie, nämlich Resümee und Ausblick.
Erste Einblick in unsere Daten zeigt, dass nicht die Familien alle gleich von Corona betroffen sind,
Sind die Auswirkungen sehr differenziert entlang sozioökonomischer Faktoren und neuer Bruchlinien und bestimmen so Spielräume, Handlungsmöglichkeiten und Belastungen der Familien.
Gleichzeitig zeigen unsere Daten, dass die Pandemie auch einzelne Familienmitglieder unterschiedlich betrifft. Diese Befunde wollen wir vertiefen und theoretisch kontextualisieren.
Dazu müssen wir zunächst die Befragung abschließen und die Familien erreichen, die in unserem Sample momentan noch unterrepräsentiert sind,
Gleichzeitig hoffen wir mit weiteren Fällen in der regelgeleiteten Analyse auf neue, interessante Erkenntnisse und Zusammenhänge zu stoßen.
Letztlich geht's uns auch darum, unsere Ergebnisse in Politik und Gesellschaft zurückzuspiegeln, um die Folgen der Eindämmungsmaßnahmen und Interventionspotenziale aufzuzeigen,
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich jetzt auf spannende Fragen und interessante Anregungen.