Roland Rau: (Über-)Sterblichkeit während der Corona-Pandemie

Ein wichtiger Indikator für die Einschätzung einer Pandemie ist die Sterblichkeit, insbesondere die Übersterblichkeit, auch Exzess-Mortalität genannt. In seinem Vortrag vom 11. November 2o2o stellt Roland Rau was man unter Exzess-Mortalität versteht und wie man diese misst. Zudem stellt er die Ergebnisse für Deutschland bis zur 41. Kalenderwoche (Verfügbarkeit am 6. November 2020) vor und kontrastiert diese mit den Entwicklungen anderer Länder sowie ausgewählten Bundesstaaten in den USA.

Roland Rau ist Professor für Demographie an der Universität Rostock und Leiter der Forschungsgruppe Mathematische Demografie am Max-Planck-Institut für Demografische Forschung.

Moderation: Joshua Perleberg

Stefan Liebig und Simon Kühne: Drei Monate leben unter Corona-Beschränkungen. Zentrale Ergebnisse aus der SOEP-CoV-Studie

Im Zeitraum April bis Juni wurden mehr als 6000 Personen aus Haushalten, die an den jährlichen Erhebungen des Sozio-oekonomischen Panels teilnehmen, zu ihrer Lebenssituation in der Pandemie und ihren Wahrnehmungen und Bewertungen befragt. Damit ist es möglich, sowohl Veränderungen im Vergleich zu den Jahren vorher, als auch Dynamiken über den Beobachtungszeitraum hinweg festzustellen. In diesem Beitrag berichten Simon Kühne und Stefan Liebig zentrale Ergebnisse mit Blick auf die sozio-ökonomische Situation der Haushalte, die Art und Weise, wie sie mit den sozialen und ökonomischen Einschränkungen durch die Pandemie umgegangen sind und wie sich dies im subjektiven Wohlbefinden und der psychischen Verfasstheit widerspiegelt.

Stefan Liebig ist Direktor des Sozio-oekonomischen Panels sowie wissenschaftliches Vorstandsmitglied des DIW Berlin. Zudem ist er seit 2019 Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin.
Simon Kühne arbeitet am Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung mit dem Schwerpunkt quantitative Methoden der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.

Moderation: Joshua Perleberg

Marius Meinhof: Orientalismus und Covid-19

Koloniale Stereotype, die bis heute in der Darstellung Chinas nachwirken, haben die frühe Berichterstattung um Covid-19 in China beeinflusst und ein Fundament für eklatante Fehleinschätzungen der Pandemie und der chinesischen Strategien der Pandemiebekämpfung geschaffen.

In seinem Vortrag legt Marius Meinhof den Schwerpunkt auf orientalistische Stereotypisierungen. Er zeigt, wie zunächst vom späten Januar bis zum frühen März ein Neuer Orientalismus, der China als das autoritäre Andere darstellt, die Berichterstattung prägte, und ab April ein Reflexiver Orientalismus aufkommt, der den Neuen Orientalismus reflexiv als Strategie zum Schutz der Demokratie rechtfertigt.

Marius Meinhof ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Dresden. Der regionale Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf China.

Moderation: Sandra Leumann

Karl Ulrich Mayer: Soziologie der Pandemie

In seinem Vortrag gibt Karl Ulrich Mayer einen ersten Überblick, welchen Beitrag der analytische Werkzeugkasten der Soziologie zur Bewältigung der Coronakrise leisten kann. Wer in welchem Maße von der Krise betroffen ist, hat viel mit sozialer Ungleichheit zu tun. Sie bestimmt, wie Kontakt- und Ansteckungsrisiken, Zugangschancen zu medizinischer Behandlung und Sterberisiken gesellschaftlich verteilt sind. Ein exaktes Wissen über diese Wirkungen braucht, um zu verhindern, dass die Coronakrise soziale Ungleichheit weiter verschärft.

Moderation: Jan Wetzel