In Ihrem Vortrag betrachtet Michaela Pfadenhauer die Folgen der Coronakrise aus Sicht einer Professionssoziologin. Die Befürchtung einer Expertokratie ist eine Begleiterscheinung nicht erst der Corona-Pandemie, sondern eine Sorge, die seit den 1960er Jahren im Hinblick insbesondere auf die Medizin zu hören ist und nicht nur als Bevormundung der Politik, sondern auch als Entmündigung der Laien thematisiert wird. Wenn aber Politik und Bürger entmachtet werden, um wessen Herrschaft geht es gegenwärtig gegebenenfalls: um die Ermächtigung der wissenschaftlichen Disziplin Virologie, die der verbeamteten Forscher des Robert-Koch-Instituts oder der medizinischen Profession? Gegenüber deren generellem Niedergang scheint zumindest diese eine Profession im Aufwind zu sein, wenn zur Eindämmung der Corona-Pandemie das Gesundheitssystem allen anderen Teilsystemen übergeordnet wird, weil es „um Leben und Tod“ geht.
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